2021 - Wenn Marken sich selbst zerstören

Aus der Geschichte

Wie eine Perle öffnete sich 1995 die italienische Porzellanfabrik Tognana aus Casier dem deutschen Hotel- und Gastronomiemarkt. Nach dem Wechsel des ehemaligen Produktionschef der Winterling Porzellanfabrik Eschenbach zu der Traditionsmarke entstanden Formen und Dekore, die dem eingedeutschten Geschmack voll entsprachen. Bereits im März 1995 schloss Knud Holst mit dem damaligen Eigner Dr. Antonio Tognana eine Kooperationsvereinbarung, die wenige Jahre später ganze Güterwaggons Pastabowls, Pizzateller und mediterrane Accessoires über den Brenner bewegen sollte. 

1997 waren in den beiden Produktionsstätten in Monopoli und Treviso mehr als 900 Mitarbeiter beschäftigt und das Unternehmen bezeichnete sich selbst als die größte Einzelproduktionsstätte für Porzellan in ganz Europa. Das Stammkapital betrug 10.000.000.000. Lira, was etwa 5,2 Millionen Euro entsprach. 

Was Clarimbaldo Tognana 1775 aufbaute, wirtschaftete sein Ur-Ur-Ur-Enkel "Tonio"- wieder ab. Die Lancias, Pininfarinas und der Ralleysport hatten es dem Erben mehr angetan als Dekorporzellan und Pizzateller. Im Jahr 2000 schrumpfte das Eigenkapital um 80%, das Werk in Monopoli trennte sich in Eigenregie von der Unternehmensgruppe und 2001 übernahm die Mailänder Handelsfamilie Morosi das Werk in Casier und die Markenrechte. Diese legte die Produktion still, baute Lagerflächen und fortan wurde das Tognana Porzellan in der Türkei, China und anderen Drittländern hergestellt. In Begleitung der Anwälte Mosca Law Office wurde am 6.5.2002 offiziell die Zusammenarbeit Holst & Tognana beendet (siehe Bilderarchiv oben).


 

In die Gegenwart

Heute steht die Marke Tognana für Bratpfannen, Kochtöpfe, farbige Glasbecher und billige Keramik. Dieser Sortimentsmix entspringt ganz und gar nicht der Kompetenz einer Porzellanfabrik, sondern dokumentiert nur noch den Flächenhunger in Supermärkten und Discountern. Aus der einst führenden Porzellanmarke für die mediterrane Küche ist eine Handelsmarke für Pötte, Pannen und Keramik bei Lidl geworden. 6 farbige Espressotassen (Obere & Untere) für netto EUR 1,81! Billiger kann man solches Geschirr nur bei Wellco, Ernesto oder CreaTable schießen - und das alles bei Lidl. 

Schade, was aus dem einst so schönen Porzellan aus Treviso geworden ist. Ob sich der Hotel- und Gastronomie-Fachhandel weiterhin mit einer solchen Discounter-Marke beschäftigen kann und will, bleibt abzuwarten. Abgesehen vom Preisbarometer bleibt die mindere keramische Qualität, die sogar jedem Billigporzellan unterlegen ist. Die Bezeichnung "handbemalt" soll beim Verbraucher ein Gefühl der Wertigkeit erzeugen, die das Produkt definitiv nicht hat. Ein Pinselstrich schafft ebenso wie eine Schwalbe - längst noch keinen Sommer.  


  

Ein Statement zu Lidl, Aldi, Penny & Co.

Holst Porzellan liegt im schönen Halle Westfalen. Der überwiegende Teil des täglichen Einkaufs teilen sich Lidl, Marktkauf und Aldi. Das Mineralwasser von Holst Porzellan stammt aus der Saskia Quelle (Lidl), die Schokolade und der Kakao von Le Chateau (Aldi) und das frische Gemüse vom Marktkauf. Das Angebot an Lebensmitteln, Konserven und Getränken ist bei allen top! Auch im Kühlschrank von Holst finden sich viele Produkte von Lidl!

Wir finden aber: Hände weg von Produkten, die in den Fachhandel gehören! 

Nicht unbedingt, weil sie bei Lidl schlechter sind, sondern weil die Non-Food-Discount-Angebote subventionierte Mega-Corona-Mutanten für den Fachhandel sind. In Stück, Summe und Schaden viel schlimmer als Alibaba, Amazon & Co. zusammen. Non-Food-Discounter Angebote haben keinen Nachkauf, keine Beratung, keine Ersatzteile und kein fachliches Umfeld und dienen meist nur dazu, die Kunden in den Laden zu ziehen. Sie zerstören großflächig gute und wertvolle Handelslandschaften und dienen so als Brandbeschleuniger für den Onlinehandel.

Was serviert man in einer Ramequin, wozu dient ein Flammenrelief, wie viel Grad Hitze muss eine Parfaitform vertragen, oder warum hat ein Milchbecher keinen Henkel. Die Anwendungsberatung ist in der anspruchsvollen Bewirtung, also vor allem in der Gastronomie und Hotellerie von höchster Wichtigkeit! Auch für die Hygiene, Gesundheit und Nachhaltigkeit! Lidl, Aldi & Co. können Preise, aber keine Fachkompetenz. 


 

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