Brand & Ofen

Warenkunde Holst Porzellan Brand
 

Porzellanbrand, Feuer und Ofen

 
Porzellan ist ein Endprodukt, das erst durch die Verschmelzung von Rohstoffen unter großer Hitze zu einem Festkörper wird. Diesen Prozess der Porzellanherstellung nennt man Porzellanbrand, der in unterschiedlichen Öfen und Herstellungsstufen erfolgen kann.
 
Die thermische Behandlung von keramischen Werkstoffen unterscheidet sich grundlegend von metallischen Materialien und hat seine Begründung in den anders gearteten Strukturen der Rohstoffe. Hieraus ergibt sich im keramischen Produkt eine Vielzahl von Reaktionen, z.B.
 
  • Kristallumwandlungen mit entsprechender Formveränderung
  • Sublimation organischer Bestandteile mit Diffusionsabläufen
  • Schmelzprozesse mit Festigkeitseinflüssen
 
Werden diese spezifischen Besonderheiten der keramischen Materialien während des Brandes nicht berücksichtigt, führt dies zum Ausschuss. Deshalb ist zum Verständnis der Brennverfahren ein Einblick in die besonderen Eigenarten keramischer Werkstoffe notwendig. Erst der Brand keramischer Formkörper bewirkt seine Überführung in den keramischen Werkstoff, den sogenannten Scherben. Während des Brennens finden im Formkörper physikalisch-chemische Reaktionen statt, bei denen es sich um Sinter-, Reaktionsbindungs- oder Infiltrationsprozesse handelt. Beim Brennprozess führen diese Vorgänge zu einer Verfestigung der unterschiedlichen Massen. In vielen Fällen führt dies zur Verdichtung des geformten Körpers und ist begleitet von Schwindungen. 
 
Um das Endprodukt in die jeweils gewünschte Festigkeit zu bringen, werden - je nach Herstellungskompetenz, Land und Fertigungsanspruch - bis zu 5 Trocknungs- bzw. Brennvorgänge verwendet. Alle unterschiedlichen Brennmethoden, Ofenarten und Trocknungsvorstufen unterliegen am Ende der grundsätzlichen Einheit des Hartbrandes, der erst oberhalb einer Temperatur von 1.320 °C aus Keramik echtes Porzellan werden lässt.   
 
In dieser Rubrik unserer Warenkunde erklären wir, warum der Brand von Porzellan von hoher Bedeutung ist!
 
Der bzw. die Brände stellen einen der wohl sensibelsten und teuersten Prozesse dar, die für die Herstellung von keramischen Geschirren und Porzellan erforderlich sind. Erlauben Sie uns, den Brennvorgang von Porzellan mit den blumigen Worten von Karl Leutner (Heinrich Porzellan - Selb) aus dem Jahre 1939 zu beschreiben.
 

 
Warenkunde Holst Porzellan Karl Leutner
 
"... Nach dem Glasieren erfolgt der Garbrand (auch Scharffeuer oder Glattbrand genannt) in Rund-, Gaskammer- oder Tunnelöfen bei Temperaturen zwischen 1.320 bis 1.500 Grad Celsius. Beim Garbrand unterscheiden wir das Vor- und das Scharffeuer. Das Vorfeuer erstreckt sich - je nach der Größe des Ofens - über einen Zeitraum von 5 bis 15 Stunden, der gesamte Brennprozess nimmt etwa 18 bis 45 Stunden in Anspruch. Jetzt erst erhält das Porzellan unter mannigfachen, auch chemischen Umsetzungen, seine charakteristischen Eigenschaften. Es sintert, wird weiß und durchscheinend. Die bereits beim Trocknen und Verglühen einsetzende Schwindung des Scherbens erreicht mit linear 10 bis 17 Prozent ihren Höhepunkt, alles in allem, erst im Scharffeuerbrand wird das Porzellan zu Porzellan..."
 

 
Die Art und Anzahl der Brände, Brenndauer und Brennmittel sind maßgebend für die Qualitätsausbeute einer Porzellanherstellung und verdienen deshalb eine ausführliche Beschreibung und Darstellung. Diese möchten wir Ihnen in diesem Abschnitt "Porzellan & Brand" bieten. Viele Eigenschaften wie die Stabilität des Scherbens, die Oberflächenhärte, der Weißgrad sowie die Haltbarkeit und Korrosionsbeständigkeit von Porzellan werden maßgeblich durch den Brand und den Ofen geprägt. Letztlich ist es die Brenntemperatur, die den markanten Unterschied zwischen hochwertigem Hartporzellan und der günstigeren Keramik ausmacht. Wer die Qualität von Porzellan bestimmen will, sollte sich also ausgiebig mit diesem Thema beschäftigen.
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