Glasurnasen

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Glasurnasen und Glasurverläufe im Porzellan 

 

Glasurnasen (unregelmäßig)

Der Artikel wurde während des Glasurvorganges nicht ausreichend "geschwenkt". Die zähflüssige Glasur sinkt im Ruhezustand bei Austrocknung nach unten und zeigt auffällige Nasen- und Faltenbildung. Unter Lichtbrechung werden diese Unebenheiten besonders sichtbar und das Porzellan verliert an Anmutung. Glasurnasen entstehen durch unsauberes, meist zu schnelles Arbeiten beim Glasieren der Ware. Der Scherben hat zu wenig Zeit, die flüssige Glasur aufzunehmen. Dieser Fertigungsschritt erfolgt demnach mit mangelnder Sorgfalt und ist ein klarer Mangel! 

Kleinere, oft nur im Gegenlicht oder durch Schwenken des Artikels sichtbare Glasurnasen, die meist bei aufsteigenden Fahnen oder Kanten zu sehen sind, lassen sich hingegen nur schwer vermeiden, weil die Fließgeschwindigkeit der Glasur auf dem Körper unterschiedlich, je nach Steigung der Wandung ausfällt. Selbst sorgsames Schwenken der Ware kann oftmals eine kleine Nasenbildung nicht ausschließen und ist kein Mangel. Ob unregelmäßige Glasurnasen als Fehler bezeichnet werden können, obliegt in der Regel der Preisstellung, die wiederum die Sortierkriterien des Porzellans bei günstiger Ware großzügiger gestaltet als bei hochwertigen Qualitäten.  


 

 

Glasurnähte (Glasurnasen in gerader Form)

Erstreckt sich eine Glasurnase wie eine gerade Linie (Naht) über die Länge bzw. Höhe eines Porzellankörpers, handelt es sich meist um Schalen oder große, gepresste Platten, die in einer Gipsform hergestellt wurden. Diese optische Erscheinung kann drei Gründe haben.

1. Möglichkeit: Die Gipsform "braucht" einen minimalen Anteil Sodium Silikate, die quasi als Trennmittel fungieren, damit sich das Porzellan nicht mit der Gipsform verbindet. Wird nun unter starkem Druck die Porzellanmasse in die Produktionsform gepresst, kann es schon bei sehr geringer Dosierung von Sodium Silikat vorkommen, dass die Masse wie eine Tsunami-Welle die Silikate bündelt und vor sich hertreibt. Am Kontaktpunkt der Masse, meist an der Öffnungskante der Form, kommt es dann zu einer komprimierten Menge der Sodium Silikate, die die Glasurnase dann erst nach dem Hartbrand sichtbar machen. 

2. Möglichkeit: Die Gipsform wurde zu oft benutzt. An den Öffnungspunkten haben sich minimale Abnutzungserscheinungen gebildet. Auch hier kann man den Fehler nicht schon während des Herstellungsprozesses entdecken.

3. Möglichkeit: Die Gipsform wurde minimal "unsauber" angefertigt. Schon ein zehntel Millimeter reicht aus, um dem Porzellanartikel am Ende eine "Glasurnase" zu verpassen.

4. Möglichkeit: Das Phänomen der "Einnahtbildung" kommt vor allem auch bei druckgepressten Artikeln vor. Dabei dringt die Gießmasse - der Schlicker - im formgebenden Herstellungprozess aus zwei unterschiedlichen Richtungen in die Gipsform ein und verbindet sich am gegenüberliegenden Punkt der Einlassöffnung. Der Übeltäter für die Nahtbildung ist ein zu hoch dosiertes Trennmittel, in Asien überwiegend Natriumsilicat. Am gegenüberliegenden Verbindungspunkt der Porzellanmasse wirkt das Natriumsilikat leider ebenfalls wie ein Trennmittel und verursacht dann eine minimale Verdickung, die dann als Glasurnaht nach dem Brand sichtbar wird.


 

Egal welche Möglichkeit letztlich die Ursache für die Glasurnase ist, es ist und bleibt ein rein optischer Eindruck, der die Verwendungseigenschaft eines Artikels nicht beeinflusst. Aufgrund krasser Preisvorgaben der Kunden ist eine Fabrik schnell verleitet, eine Form 20, 50 oder 100 x mehr zu gebrauchen, als es der Abnutzungsgrad zulässt. Auf diese Weise lassen sich schnell bis zu 15% der Produktionskosten einsparen. Dementsprechend stellen wir auch hier fest, dass letztlich die Wahrnehmung/Reklamationsfähigkeit solcher Glasurnasen vom Preis abhängt. 

 

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