Churchill Stonecast Porzellan - Irrtum oder Irreführung

Bildrechte des Titel - Churchill England

 

Man sollte doch annehmen, dass der Begriff Fachhandel, ähnlich wie Facharzt oder Fachanwalt, als Gütesiegel für eine besonders ausgeprägte Fachkompetenz in einem bestimmten Fachbereich steht. Zugegeben, für einen Laien mag ein Teller aussehen wie jeder andere. Der Fachhandel übernimmt aber für seine Kunden in einem gewissen Maße die Verantwortung, die Seriosität eines Produktes und seines Herstellers zu verifizieren und auch seine Beratungsleistung auf die jeweiligen Bedürfnisse seiner Fachkundschaft abzustimmen. 

Die Bestimmung der Güteklassen unterschiedlicher keramischer Geschirrarten ist für einen Nicht-Fachmann kaum möglich. Der Anwender muss sich auf die seriösen Angaben des Herstellers bzw. seiner Handelspartner verlassen können, denn die unterschiedlichen Materialbezeichnungen der Ware prägen wesentlich ein Meinungsbild von Qualität, Haltbarkeit und Preis.

Porzellan ist sowohl fachlich als auch chemisch ein definierter Begriff. Kurz, es ist ein durch Brennen hergestelltes feinkeramisches Erzeugnis mit einem weißen, dichten, porenfreien und transparenten Scherben. Es wird aus einem Gemisch von Kaolin, Feldspat und Quarz hergestellt, die im Verlauf des keramischen Brandes in Glasphase und Mullit umgewandelt werden. Mehr.

Die konkrete Angabe des Materials "Porzellan" erzeugt beim Verbraucher die Prägung einer gewissen Wertigkeit. Ein ähnlich aussehender Gegenstand aus Tonerde wird - richtigerweise - vom Verbraucher als minderwertiger eingeschätzt als echtes Porzellan. So unterscheiden sich z.B. auch Gold- und Silbermünzen gleicher Größe und Prägung, ein Hemd aus Baumwolle oder Polyester, ein Besteck aus 13/0 oder 18/10 CNS, ein Topf aus Aluminium oder Edelstahl.  Gerade professionelle Anwender - z.B. Restaurants, Hotels und Großverpflegungsbetriebe - verlassen sich kaufentscheidend auf produktspezifische Materialangaben, weil sie daraus konkrete  Gebrauchseigenschaften und Qualitätsmerkmale ableiten.

Vielfach stießen wir im Mai 2021 auf Werbeaussagen von einigen Gastronomie-Fachhandelsunternehmen, die Geschirre der Produktlinie "Stonecast" des Herstellers Churchill England als Porzellan bewerben und sich damit über die Angaben des Herstellers hinwegsetzen. Churchill selbst bezeichnet die unter der Produktlinie Stonecast vertriebenen keramischen Gegenstände in Bezug auf die Materialbezeichnung als

"Super Vitrified Body" 

Die Technik der speziellen Vitrifikation wird angewendet, um bei einem Material der Güteklasse Steinzeug (Stoneware) - u.a. durch künstliche Verglasung - die Absorption des Scherbens zu verdichten, um so die Haltbarkeit des Körpers zu erhöhen. Das Verfahren stammt aus den USA zur Stabilisierung von Sanitärkeramik (z. B. Waschbecken u. Toiletten). Mit dieser Verfahrenstechnik wird ein Material der keramischen Güteklasse "Vitreous China" erzeugt. In der EU-Richtlinie 679/72 vom 29.03.1972 erfolgte erstmalig die rechtliche Einordnung dieser keramischen Warengattung in den Zolltarif. 

"...Waren aus „vitreous china" oder „semi-vitreous china", das sind mehr oder weniger verglaste keramische Waren mit lichtgrauem oder künstlich gefärbtem und nicht an der Zunge haftendem Scherben..." 

Somit gilt festzustellen: 

Vitrified China bzw. Vitreous Tableware
ist kein Porzellan!

 

Wir empfehlen daher alle den Fachhändlern, die - sowohl vorsätzlich täuschend oder auch nur vermeintlich unwissend - für den Verkauf von Geschirrteilen der Güteklasse "Vitrified China" irreführend den Begriff "Porzellan" verwenden, dies umgehend zu berichtigen. Die Käufer sind nicht nur auch nach neunjährigem Gebrauch zum Umtausch berechtigt (Kataloghaftung wg. fahrlässiger Unkenntnis), sondern die fälschliche Darstellung ist auch ein Wettbewerbsvergehen, da "...in besonderem Maße Vertrauen für die Ware aufgebaut wird und dadurch die Vertragsverhandlungen oder den Vertragsschluss erheblich zum Nachteil anderer Produkte beeinflussen...."

Wer dies trotz Hinweis nicht unterlässt, begeht nach dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb eine vorsätzliche Straftat, die mit empfindlichen Geldstrafen und bis zu 2 Jahren Haft geahndet werden kann.  

Schützen Sie daher Ihr Unternehmen vor möglichen Risiken und Angriffen Dritter und achten Sie auf die Sicherstellung zutreffender Angaben. 

Dieser Beitrag von uns soll bitte nicht als Warnung oder Drohung aufgefasst werden, sondern vielmehr als kollegialer Hinweis.

 

Warenkunde Holst Porzellan Schulung
 
 

Wir von Holst Porzellan betreiben genau deshalb eine umfassende Warenkunde für unsere Fachhandelspartner, um solchen Fehlern und Irrtümern nicht zu unterliegen. 

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