Antidumping geht weiter

EU-Kommission eröffnet III. Verfahren

gegen chinesisches Porzellan


 

Das am 16.02.2012 unter dem Namen AD 586 eingeleitete Ermittlungsverfahren gegen staatlich subventioniertes Porzellan für Tisch, Tafel- und Küche aus der Volksrepublik China ging am 12.07.2024 mit dem Aktenzeichen C/2024/4504 in die dritte Runde. Wie schon damals im Jahr 2012 gehört auch Holst Porzellan zu geladenen Einführern dieser Ware und wurde von der EU-Kommission förmlich "eingeladen". 

In der EU-Veröffentlichung heißt es, dass die Cerame-Unie in Brüssel - European Federation of Ceramic Table and Ornamentalware - als Interessensverband der Europäischen Hersteller, sowie ein einzelner tschechischer Hersteller das automatische Auslaufen der hohen Antidumping-Schutzzölle zum 16.07.2024 durch einen neuerlichen Antrag außer Kraft gesetzt hat. 

Als Begründung wurde mit einer angeblichen Beweisführung durch die Antragssteller nachgewiesen, dass bei Außerkrafttreten der Maßnahmen mit einer Schädigung des Wirtschaftszweigs der Union zu rechnen sei. Laut den Antragstellern ist ein Anhalten oder erneutes Auftreten der Schädigung wahrscheinlich. Die Antragsteller legten diesbezüglich hinreichende Beweise dafür vor, dass die Einfuhren der überprüften Ware aus dem betroffenen Land in die Union in absoluten Zahlen und gemessen am Marktanteil insgesamt gestiegen und weiterhin beträchtlich sind.

Dazu Holst: Es ist wohl nicht verwunderlich, dass die Einfuhrquoten massiv gestiegen sind, wenn z.B. maktführende Premiumhersteller wie bhs-Tableware neue Kollektionen wie "Playground" (Katalog 2021 mit 84 Seiten Chinaware) seither auf den Markt gebracht haben, oder Marken wie Eschenbach, Triptis, Rosenthal und andere große Marken Teile ihrer Sortimente in Asien beziehen. Sogar Villeroy & Boch, die große Teile ihrer Porzellanteller bei Triptis hat fertigen lassen, musste auf andere Quellen nach der Fertigungsstillegung umsteigen. 

Weiter heißt es: Aus den von den Antragstellern vorgelegten Beweisen geht hervor, dass die Menge und die Preise der eingeführten überprüften Ware sich unter anderem auf die Verkaufsmengen und den Marktanteil des Wirtschaftszweigs der Union negativ ausgewirkt und dadurch die Gesamtergebnisse des Wirtschaftszweigs der Union sehr nachteilig beeinflusst haben.

Dazu Holst: Dem gegenüber steht eine Feststellung der Rosenthal-Sprecherin Viertauer aus März 2024, dass "die Inflation, die anhaltenden Kriege und hohen Gaspreise nur einige der Faktoren sind, die die Marktsituation für die Firma Rosenthal schwierig machen" und eine Kündigungswelle von ca. 15% der Belegschaft mit sich ziehe. Die Insolvenzen großer Einzelhandelsketten wie Galeria Kaufhof Karstadt, Görtz-Schuhe, Wesco Metallwaren, neuerlich auch der Depot-Filialen sind allesamt auf einen drastischen Konsumrückgang in Deutschland zurückzuführen. Auch die anderen großen Volkswirtschaften in der Europäischen Union (z.B. Spanien mehr als 36.000 Insolvenzen) haben mit den Auswirkungen von Corona, Krieg und Energiekosten stark zu kämpfen. 

Insbesondere verwiesen die Antragsteller auf Verzerrungen wie eine staatliche Präsenz im Allgemeinen und konkreter im Keramiksektor sowie auf die Kapitel über allgemeine Verzerrungen bei Energie, Grund und Boden, Kapital, Rohstoffen und Arbeit. 

Dazu Holst: Während wir privaten Verbraucher zwischen 29 und 49 Cent für eine Kilowatt-Stunde Strom bezahlen, subventionieren die EU-Regierung die Porzellanindustrie mit Preisen zwischen 6 bis 18 Cent pro kWh. Ferner labt sich die EU-Porzellanindustrie an vielen weiteren Subventionen, Förderprogrammen und Sonderabschreibungen. So kassierte z.B. die Porzellanmanufaktur Meissen vom Freistaat Sachen jüngst 300 Millionen Euro zur Umstrukturierung des Unternehmens. Irgendwie schafft es die Europäische Porzellanindustrie die selbst erhaltenen Subventionen zu verschleiern und zeigt stattdessen mit dem Finger auf das böse China. 

Die Untersuchung bezüglich eines Anhaltens oder erneuten Auftretens des Dumpings durch die EU erstreckt sich auf den Zeitraum vom 1. Januar 2023 bis zum 31. Dezember 2023.

Dazu Holst: Das ist ein cleverer Schachzug der EU-Union! Während wir in 2021 und 2022 Frachtraten bis zu EUR 28.000,-- für einen Container aufgrund der weltweiten Störung des Seetransportes zahlen mussten, reduzierten sich 2023 die Container-Transportkosten um bis zu EUR 26.600,--. Sprich, in 2021 und 2022 war Porzellan aus China auf dem Europäischen Markt erheblich teurer als das der EU-Hersteller. Seit Anfang 2024 stiegen die Frachtraten wieder erheblich und übersteigen die Kosten gleichwertiger EU-Ware aus Tschechien,  Rumänien und Polen. Würde man als Vergleichszeitraum Juni 2022 bis Juni 2024 veranlagen wäre bewiesen, dass Porzellan aus China teurer ist als das der Türken und gleichartiger EU-Hersteller.


 

Unsinn als Fazit

Am Beispiel der erst jüngst verhangenen Strafzölle der EU gegen chinesische Autos und damit auch gegen die Interessen bedeutender EU-Hersteller wird deutlich, dass die aktuelle Handelspolitik der Europäischen Union stark durch eine eigene Meinungsbildung geprägt ist. Während das Bundeswirtschaftsministerium die hohen PKW-Preise der EU-Autobauer als Grund für eine schleppende Energiewende im Verkehrswesen macht, werden bezahlbare und günstige Autos für den Verbraucher nachhaltig teurer. Porzellan aus China wird u.a. in großen Mengen in Krankenhäusern, Altenheimen, Justizvollzugsanstalten, Kindergärten und in sozial schwachen Institutionen eingesetzt.

Es ist schier unfassbar, dass die Europäische Union den Ast absägt, auf dem wir Bürger sitzen, denn WIR zahlen diese Einfuhrabgaben und nicht die chinesischen Hersteller!

Man kann sich kaum vorstellen, dass wir in den 27 Ländern der EU nicht wissen, wie wir langfristig ohne Russland, Iran, Saudi-Arabien und die Emirate unseren Energiebedarf decken können, die Unionseinfuhren solch verzichtbare, energieintensiven Produkte wie Porzellan für uns Bürger handelsrechtlich künstlich verteuert und durch Subventionen, die wir an anderer Stelle sicher dringender benötigen, aufrechterhält. Mit dem Gas und LPG, dass wir aus diesen Ländern autokratischer Regime importieren, wird das Porzellan subventioniert hergestellt, dass durch "staatliche Präsenz in China" bedroht wird. Was für ein Unsinn!


 

Lohnt sich ein Kampf?

Während wir von Holst Porzellan im Verfahren AD586 zwischen den Jahren 2012 und 2013 mit weiteren, kompetenten Handelsmarken gegen die falschen Anträge der Unionshersteller und gegen das einseitige Vorgehen der Europäischen Kommission vorgegangen sind, haben wir uns bislang noch nicht entschlossen, weitere Zeit und Geld in ein Verfahren zu investieren, dass entfernt von Realität und Logik sich gegen das Wohl der eigenen Bürger richtet. 

Deshalb unsere Bitte an jeden, der diesen Artikel liest: Schreiben Sie uns Ihre Meinung zu diesem Verfahren: chef@holst-porzellan.de 

Danke, Ihr Knud Holst


 

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