Triptis schließt Produktionsstandort

Triptis Eschenbach Schließungsankündigung

In seiner Presseerklärung vom 30.08.2022 veröffentlicht der geschäftsführende Gesellschafter Rolf Herbert Frowein den Schließungsbeschluss für den Produktionsstandort Triptis-Eschenbach Porzellan in Triptis, dem Hauptbestandteil der Gesellschaft Neue Porzellanfabrik Triptis GmbH in D-07819 Triptis. Gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) erklärt Frohwein, dass die gestiegenen Gaspreise die Wirtschaftlichkeit seiner Porzellanherstellung entzogen haben. Ab Januar 2023 müsse das Porzellanwerk den sechsfachen Gaspreis an die Versorger bezahlen und das ließe sich auf die Verkaufspreise nicht mehr umlegen.

 

(Copyright & Rechte: ZDF-Mainz)

 

Nach einem Corona bedingten, relativ geringen Verlust von 78 TDE im Jahr 2020 konnte Triptis schon im Folgejahr seinen Gewinn auf 328 TDE verbessern und sich schneller erholen als die meisten anderen Deutschen Porzellanhersteller. Die gegenwärtige Geschäftslage beschreibt Frowein dem MDR gegenüber als positiv. Man verfüge aktuell über "volle Auftragsbücher". Gegeüber der Ostthüringer Zeitung wählt Frohwein eine andere Tonart und wirft der Politik Versagen vor. Zitat: "Geschäftsführer fühlt sich von der Politik im Stich gelassen".

Soweit der offizielle Sachstand am 1. September 2022

Bild & Bildrechte: Holst Porzellan GmbH. Eschenbach Showroom (1955-1989) von Holst im Glanzjahr der Winterling Gruppe 1973. 


Raum für Spekulationen

Einige Pressemitteilungen berichten über den "... zur Eschenbach-Gruppe gehörenden Porzellanhersteller Triptis Porzellan..." und vermitteln so den Eindruck, als gäbe es neben Triptis noch weitere Hersteller in dieser Gruppe. Dem ist aber nicht so. Aus den Konkursmassen von Eschenbach Porzellan, Winterling Porzellan und Graf von Henneberg hat die Neue Porzellanfabrik Triptis GmbH lediglich die Markennamen und Markenrechte erworben und steht damit als Inhaber der sog. Eschenbach Group voran. In seiner Verlautbarung veröffentlicht Frohwein lediglich die Schließung der Produktion in Triptis, erklärt sich aber nicht über die Fortführung der Marken bzw. Produktlinien.

Addiert man die Summe der Konkurse und Insolvenzen der "Eschenbach Group" zusammen ergibt sich die Zahl 5 und nicht wie in verlautbart 3.

Angesichts des von Frowein erklärten Produktionsschwerpunkt "Porzellan für die Hotellerie und Gastronomie" stellt sich überdies die Frage, woher angesichts der aktuellen schwierigen Lage dieser Branche die vollen Auftragsbücher herrühren? Oder handelt es sich wohl eher um Produktionsaufträge für andere Marken, die Triptis in der Vergangenheit in großem Stil abgewickelt hat, wie z.B. für Villeroy & Boch.

Kaum ein Bundesland geriet in Zusammenhang mit Subventionen und Geldverschwendung in der Porzellanindustrie mehr in die Schlagzeilen als Thüringen. In mehreren Fällen nahm sogar die Europäische Kommission offizielle Ermittlungen auf, die in den Zusammenhang mit illegalen Subventionen gebracht wurden. Sich in diesem Dschungel an der Seite großzügiger Lobbyisten zurecht zu finden, beherrschte der Unternehmer Frowein in der Vergangenheit sehr gut. Wie es scheint, hat Frohwein auf frisches Geld und Entlastungsmaßnahmen aus Erfurt vergebens gehofft. Das Ganze erinnert ein wenig an den Werdegang von PGM Rasdorf zur Gilitzer Porzellan Manufaktur die letztlich in die Wallendorfer Porzellan Manufaktur Lichte aufging und dann ebenfalls mangels Subventionen aufgeben musste.

Eine Schließung ohne Insolvenz lässt reichlich Platz für Spekulationen. Zumal die Flächen und Produktionsanlagen in Triptis einen Bilanzwert (2021 nach Abschreibungen) von 3 Millionen Euro darstellen und der Veräußerungswert erheblich höher geschätzt wird; Insider sprechen von weit mehr als 5 Millionen. Auf diese Weise könnten sich die Gesellschafter durch die Veräußerung subventionierter Anlagen und Flächen ihre Rente komfortabel aufbessern und müssten sich nicht mehr mit dem Porzellan-Tagesgeschäft plagen. Umgekehrt könnte die Schließungsankündigung vielleicht im Wirtschaftsministerium und in Erfurt den Ruck auslösen, in letzter Minute doch noch einzugreifen.

Gegenüber dem MDR erklärte Frowein, derzeit verfüge das Unternehmen über einen Lagerbestand von 1,5 Millionen Stück Porzellan und volle Auftragsbücher. Das mag auf den ersten Blick recht viel erscheinen - ist aber gemessen an der Markenvielfalt und Sortimentsgröße eher gering. Im Vergleich: Holst Porzellan verfügt am 30.08.2022 über einen Lagerbestand von 1,83 Millionen Stück. Betrachtet man die vertrieblichen Aktivitäten der Eschenbach Group, z.B. auf der internationalen Messe Ambiente, beschränkte sich der Sales-Power der Gruppe deutlich auf das Kochgeschirr Cook & Serve, welches wohl eher den privaten Endverbraucher anspricht als die HoReCa Branche.

Legt man den Bilanzwert der Vorräte von 2021 mit 1,032 Millionen Euro zu Grunde, ist der Wert des Lagers vernichtend, da die Vorräte auch die Rohstoffe und halbfertigen Erzeugnisse enthalten, die erfahrungsmäßig in einer Porzellanfabrik eine Reichweite von mindestens drei bis vier Monaten abdecken sollte. So sprechen Lagerbestand und Vorratswert für eine deutlich schlechtere Geschäftslage als die von Frowein dargestellte. 

In welche Richtung es in Triptis auch immer gehen wird, neuerliche Schlagzeilen bleiben spannend abzuwarten.


 

Signalwirkung in die Porzellanbranche

Die Bekanntmachung der Neue Porzellanfabrik Triptis GmbH senden überaus trübe und verherende Signale in die Branche. Der sechsfache Gaspreis sei ab Januar 2023 aufgerufen und da sind die Mehrkosten für Strom noch nicht enthalten. Auch ein dringend erforderlicher Lohnzuschlag für die Mitarbeiter ist noch nicht eingerechnet, der bei 1,99 Millionen Euro Personalkosten wohl knapp unterhalb der 200 TDE Grenze liegen dürfte. Frowein spricht von der Notwendigkeit einer Verdoppelung der Verkaufspreise.

(Bild & Quelle: NDR & Verivox - Stand 02.09.2022)

 

Während sich die Gaspreise für private Verbraucher "lediglich" verdoppelt haben (siehe Grafik oben), spricht Triptis Porzellan von einer Versechsfachung. Diese Feststellung deutet darauf hin, dass der bisherige Gaspreis für diese ostdeutsche Porzellanfabrik durch Subventionen und/oder andere Entlastungsmaßnahmen gestützt worden sein kann. Damit ist nun (9/2022) das belegt, was die Porzellanindustrie im Rahmen des Antidumpingverfahren AD 586 vehement bestritten hat, nämlich dass sie keinerlei Vorzüge beim Bezug von Rohstoffen und Energie in Anspruch nimmt, die ihnen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber asiatischen Fabriken verschafft.

(Bild & Quelle: Verivox Stand 9/2022)

In welchem Maße sich bisherige Entlastungsmaßnahmen bewegt haben könnten, verdeutlicht die obige Tabelle über die Zusammensetzung des Gaspreises. Auch in diesem Punkt bleibt viel Raum für Spekulationen. Dass die deutsche, bzw. europäische Porzellanindustrie von der drohenden Energieknappheit wohl mit am Stärksten betroffen sein wird, haben wir u.a. schon im Mai 2002 sehr deutlich aufgezeichnet (Link). Das sich nunmehr für die europäische Porzellanindustrie abzeichnende Gesamtbild stand für uns schon Ende Februar 2022 fest - wir berichteten mit Newsletter vom 22.03.2022 (Link).

Mit der Ankündigung von Triptis wird es nun zu erheblichen Verwerfungen auf dem Porzellanmarkt kommen. Zum einen werden andere Marken im Schatten von Frowein kräftige Preiserhöhungen bei ihren Kunden durchzusetzen versuchen, zum anderen wird allein der Abverkauf der 1,5 Mio. Stück von Triptis Porzellan einen Preisverfall für bestimmte Artikel verursachen. Es wird bei verwendungsgleichen Artikeln (z.B. Krankenhausporzellan, Trinkbechern u.a.) zu erheblichen Preisunterschieden führen, die für den Endkunden absolut nicht nachvollziehbar sein werden. Zum anderen wird das Abstoßen solcher Liquidationsmengen vielerorts Bedarf stopfen und damit den noch überlebenden Marken das Leben zusätzlich erschweren.

Mit der Schließung von Eschenbach Triptis verliert Deutschland einen erheblichen Teil seiner Produktionskapazität und vergrößert die Bedeutung international aufgestellter Handelsmarken wie z.B. Holst Porzellan/Germany oder Villeroy & Boch. Der Raum für OEM-Waren, Kunden-gebrandetes Porzellan und Dekorware wird erheblich kleiner und vor allem teurer. Wie die Wiederverkäufer und Handelspartner von Eschenbach Porzellan, Triptis und Graf von Henneberg reagieren werden, steht zu befürchten. Dazu auch ein aktuelles Meinungsbild des Handels über die Bedeutung der wirtschaftlichen Stabilität ihrer Lieferanten (Link).

 

Dem Unternehmer Rolf Herbert Frowein und seinen 90 Mitarbeitern drücken wir fest die Daumen, all das Bevorstehende einigermaßen gut zu überstehen. 

 

 

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