Terrakotta

Terracotta - die wohl älteste keramische Güteklasse

Der Name Terrakotta stammt aus dem Lateinischen und setzt sich aus den Worten Terra (Erde) und Coquere (Kochen) zusammen. Es bedeutet also "gekochte Erde" bzw. "gebrannte Erde". Im Wesentlichen besteht Terrakotta aus Tonerde als formgebende Komponente und einem geringen Teil Feldspat zur Bindung der Masse. Anders als Porzellan schreibt der Herstellungsprozess von Terrakotta keinen Mindest-Temperaturbrand vor. Das erklärt, warum es so viele unterschiedliche Güteklassen innerhalb dieser Materialdefinition gibt. Niedrig gebrannte Terracotta, beispielweise für Baukeramik oder Blumenkübel erhalten ihre endgültige Festigkeit bereits bei einer Brenntemperatur von etwa 650 °C. Wird der Ton mit Schamotten "gemagert", entsteht eine dichtere Konsistenz des Scherbens und die Terrakotta kann für einen anspruchsvolleren Gebrauch höher gebrannt werden. So entsteht beispielweise eine Frostbeständigkeit bei der Gartenterrakotta oder eine höhere Schlagresistenz.  

Entscheidend für die Gebrauchsfähigkeit der Terrakottawaren ist vor allem die Glasur. Bau- und Gartenkeramiken werden häufig nur mit einfachen Lehmglasuren versehen, die der Anwender gerne als raue, unglasierte Flächen empfindet. Tatsächlich schaffen aber auch solche Lehmglasuren eine höhere Dichtigkeit des Scherbens und damit eine bessere Beständigkeit. Terrakotta eignet sich, im Gegensatz zu Porzellan, auch zum sog. "Kaltbemalen", also einer ungebrannten Aufbringung von Farben und Dekoren. Die meist als Ölfarben aufgetragenen Veredelungen sind vielfältig, leuchten kräftig und schön, wie z.B. die meisten keramischen Gartenzwerge für die Außendekoration. Solche Farben haften auf dem Scherben wesentlich besser als auf Porzellan, sind aber weder witterungsbeständig noch UV-fest. 

Je nach Herkunft und Farbe des Terrakottatons und abhängig vom späteren Verwendungszweck werden auch viele Dekorationsartikel aus unglasierter Terrakotta hergestellt. Große Pflanzkübel mediterranen Designs, Gartenstatuetten und Figuren aus roter Tonerde sind besonders beliebt und verbreitet. Die weltweit bekannteste unglasierte Terracotta ist wohl die 8.000 Mann starke chinesische Terrakotta Armee, die etwa 200 v.Chr. von der Qin Dynastie geschaffen wurde und heute das 8. Weltwunder bildet. 

Terrakotta eignet sich vor allem für die schöpferische Formbildung und wird oft von Hand verarbeitet. Die griechischen Tanagra-Figuren aus Terrakotta gehen zurück bis in das 4. Jahrhundert v. Chr. Die Wiege der formgegebenen, getrockneten Tonerde geht zurück bis in die Prähistorie (etwa 2 Millionen Jahre v.Chr.) und ist belegt durch Ausgrabungen kleiner Figuren aus dieser Epoche.


  

Die Vielfalt der Terracotta 

Im Gegensatz zum Porzellan, das mehrheitlich für die besser betuchten Gesellschaftsschichten gedacht und hergestellt wurde, ist die Herstellung von Terrakotta weitaus günstiger und für "dem gemeinen Volke" gewidmet. Es ist ein Rohstoff orientiertes Handwerk, das sich in Europa in der Regionen angesiedelt hat, in denen geeignete Tonerdevorkommen zu finden waren. Über die Jahre entwickelte sich dieses Handwerk zu einem kleinen Industriezweig und verschaffte sich eigene Profile. Die italienische "Impuruenta-Terracotta" sprach ihrer Ware eine hohe Frostbeständigkeit zu, da die Tonerde einen hohen mineralischen Anteil aufwies und zu einer dichten Festigkeit gebrannt werden konnte. Günstiger und niedriger gebrannt war die ebenfalls italienische "Siena-Terracotta". Um 1400 n.Chr. entstand in Deutschland die Terrakotta-Herstellung im Kannenbäcker Land, einer Region im Westerwald um Ransbach-Baumbach, Höhr-Grenzhausen bis fast nach Koblenz. Dort wurden vor allem Pfeifenköpfe, Öllampen, Vasen, Krüge und günstige Tafelkeramik hergestellt, die später zur sog. Salzglasur weiterentwickelt wurden. Die wohl beständigsten Ursprungsgebiete für die heutige Gebrauchs- Tafel- und Küchenterracotta sind die Regionen "Roca in Katalonien" (Spanien), Civita Castellana und Treviso (Italien), Die Region Porto (Portugal), Batang (Vietnam), Lampang (Thailand), Fujian Provinz und Shanxi Sheng Provinz in China.

Aufgrund der Globalisierung und der damit zusammenhängenden Transparenz sind fast alle Betriebe bemüht, eigene, individuelle Produktprofile ihrer Terrakotta und Keramik zu entwickeln. Haltbarkeit, Größe, Farbe, Verwendungsart und natürlich der Preis stehen dabei im Vordergrund. Sich in dieser schier unendlichen Vielfalt der Möglichkeiten zurecht zu finden, ist nur wenigen Fachleuten vorbehalten. Im Rahmen unseres "OEM-Geschäftszweiges"  realisieren wir in unterschiedlichen Ländern viele verschiedene Auftragsfertigungen, z.B. 

  • Pfeifenköpfe
  • Verpackungen für die Lebensmittelindustrie
  • Servierfertige Eis- und Dessertgefäße 
  • Hookahs
  • Lampen
  • Feuertöpfe
  • Blumenvasen
  • Pflanzkübel
  • Schalen und Bowls
  • Platten und Zubehör für Buffettechnik

 

Die Vorgaben und Anforderungen an den jeweiligen Artikel bestimmen Ursprungland, Region und Herstellungsbetrieb. Diese Vielfalt hier vollständig offen zu legen, würde nicht nur den Rahmen sprengen, sondern auch einen wichtigen Wettbewerbsvorteil von Holst Porzellan offenlegen. Folgende allgemeingültig gehaltene Grundregeln kann man jedoch der Terracotta zuordnen.

  • I.d.R. liegt der Glasurbrand oberhalb des Hartbrandes
  • Ab etwa 1.150 °C schmelzen die Tone des Terracotta und verbrennen im Feuer
  • Terrakotta ist nicht Thermoschock resistent 
  • Terrakotta ist nicht grundsätzlich hitzebeständig (*)
  • Terrakotta ist nicht grundsätzlich ofenfest (*)
  • Terrakotta ist nicht grundsätzlich für die Verwendung mit Lebensmitteln geeignet (*) 

       (*) anders jedoch speziell dafür hergestellte Terracotta.

 

Masse Hartbrand Glasurbrand Scherbenfarbe Gebrauchseigenschaft Name
Ton 1 < 700
°C
./. braun/rot absorbiert
Baukeramik/Statuetten/Gartenkeramik
Terrakotta
Ton 1700-900
°C
0-1 creme/rot/grau absorbiert
hochwertige Gartenterrakotta, Zierkeramik
Terracotta
Ton/Feldspat 1900-970
°C
1920-990
°C
creme/grau/rot absorbiert
Koch- & Ofenkeramik, Krüge,Tafelkeramik, Lebensmittelverpackungen
Terracotta
Ton/Feldspat 1920-1050
°C
11050-1100
°C 
creme/grau/rot dicht
Hochwertige Tisch- und Tafelkeramik
High Terracotta

 


 

Die klassische Terracotta von Holst Porzellan  

Seit vielen Jahren fertigen wir für die mediterrane Küche klassische Terracotta für Ofen, Tisch & Küche in der Serie Mediterrano. Hierbei handelt es sich um eine Ton-Feldspat Qualität mit Ziegelglasur, die bei etwa 1.000 °C ihren II. Glasurbrand erhält. Diese Art der Terracotta ist für die Verwendung als Lebensmittelbedarfsgegenstand geeignet und entspricht den EU-Richtlinien und LFGB-Bestimmungen. Die Artikel dieser Güteklasse sind temperaturbeständig bis 300 °C und eignen sich hervorragend sowohl zum Zubereiten und Überbacken von Speisen als auch zum Servieren direkt am Gast. Die Oberfläche der Artikel absorbiert Wasser und entspricht nicht der Dichte des Porzellans. Die Kantenschlag Festigkeit dieser Ware wird international mit 0,04 Joule (ft.ib.force) definiert.

Aufgrund der Materialzusammensetzung und Brenntemperatur ist Keramik jedoch keinesfalls so robust wie weißes Hartporzellan. Die typisch rot-braune Ziegelglasur ist ein Naturprodukt und verleiht jeder Schale ein individuelles Aussehen. Keramik ist wesentlich empfindlicher und sollte nur mit Bedacht gewerblich eingesetzt werden. Ein spanischer, portugiesischer oder auch ein lateinamerikanischer Gastronom kennt sich mit dieser Keramik und ihrer besonderen Behandlung gut aus und weiß die Ware mit Sorgfalt zu behandeln. Bitte beachten Sie folgende Hinweise. 

  • Spülen Sie die Schalen sorgfältig vor der ersten Inbetriebnahme.
  • Reiben Sie die Schalen mit reichlich Olivenöl ein und erhitzen Sie die unbefüllten, neuen Schalen auf 250° C. Auf diese Weise vermindern Sie auf natürliche und hygienische Weise die Offenporigkeit der Hartkeramik.
  • Vermeiden Sie häufiges Spülen mit aggressiven Laugen. Spülen Sie die Keramik am besten mit klarem Wasser. Bei der Verwendung im Ofen reinigen sich viele Rückstände quasi von selbst. Nach dem Spülen dürfen die Schalen nicht gestapelt werden. Die Restfeuchte in der offenporigen Keramik muss unter ausreichender Luftzirkulation austrocknen. Im Stoßgeschäft können Sie den Trocknungsvorgang im Pizzaofen oder im Backofen beschleunigen.
  • Vermeiden Sie Kantenschlag, Keramik ist erheblich stoßempfindlicher als Porzellan.
  • Stapeln Sie am Mise en Place niemals mehr als sechs Schälchen aufeinander, da das Eigengewicht des Stapels sonst schon an den unteren Schalen zu Beschädigungen führen kann.
  • Servieren Sie heiße Schalen (aus dem Backofen kommend) immer auf einem Porzellanteller (von Holst). Es geht nicht nur um den Schutz des Gastes, sondern auch um Mobiliar und Tischausstattung.
  • Lagern Sie keine Speisen und Lebensmittel in den Schalen. Vor allem Flüssigkeiten sinken in die offenporige Keramik schnell ein.
  • Geben Sie einer gekühlten Keramikschale immer ausreichend Zeit, die normale Raumtemperatur zu erreichen, bevor Sie sie in den Ofen stellen. Andernfalls wird die Keramikschale durch Thermoschock brechen.
  • Mit der nötigen Sorgfalt und richtigen Pflege haben Keramikschalen, wie auch Porzellan, quasi eine unbegrenzte Lebenszeit.

 

 


Die High Terracotta von Holst Porzellan

Der wesentliche Unterschied von High Terracotta zu normalen Terracotta besteht in der Zusammensetzung der Rohstoffe und einer höheren Brenntemperatur. In Kombination erwirken beide Komponenten eine höhere thermische und physische Stabilität der Ware und damit bessere Gebrauchseigenschaften. Im Gegensatz zur klassischen Terracotta ist das Material "dicht", absorbiert also keine Flüssigkeit mehr und erhält dadurch einen gut hörbaren, höheren Klang. Die Kantenschlagfestigkeit erhöht sich von 0,04 auf durchschnittlich 0,15 Joules und verdeutlicht die etwa viermal so hohe Materialstabilität gegenüber dem herkömmlichen Terracottascherben. Alle Artikel der Güteklasse "High Terracotta" werden im Doppelbrandverfahren hergestellt. Der etwa 5,5 Stunden lange Bisquitbrand erreicht Höchsttemperaturen von 1.050 °C und trocknet den Scherben vollständig aus. Die besondere Eigenart dieser Güteklasse entsteht durch die Beimischung härtender, mineralischer Additive und der Verwendung von vorgebranntem Schamottpulver, die der Tonerde beigemischt werden. Woraus diese im Einzelnen bestehen, ist ein Betriebsgeheimnis.

Glasierte High Terracotta erhält den Glasurbrand mit Höchsttemperaturen von 1.090 °C bei weiteren 4 Stunden. Dabei werden nur hochwertige Ton-Feldspatglasuren verwendet, die vor allem für die Verwendung als Lebensmittelbedarfsgegenstand ausgelegt sind. Hersteller von Speiseeis und Convinience-Produkten verwenden Gefäße aus High Terracotta sogar für servierfertige Fertigprodukte, die in der Lieferkette bis zu minus 29 °C heruntergekühlt gelagert und transportiert werden.

High Terracotta ist wesentlich höher thermisch belastbar und kann im Pizzaofen, Gasofen oder Convectomaten bis zu 350 °C erhitzt und sogar der offenen Flamme ausgesetzt werden.

High Terracotta Keramik ist erheblich günstiger als Porzellan und in seinen spezifischen Gebrauchseigenschaften dem des Porzellans ähnlich. Vor allem im Segment der Ofengeschirre bietet High Terracotta dem Porzellan vergleichbare Nutzungseigenschaften bei einem geringeren Energiebedarf und niedrigeren Preis. High Terracotta ist besonders geeignet als

  • Auflaufformen und Auflaufschalen
  • Backformen und Ramequins
  • Kasserollen
  • Servierschalen zum Überbacken
  • Feuertöpfe
  • Windlichter und Öllampen

 

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