Gasphase

(Bild: Tunnelofen Kontroll-Panele, Gasphase rot markiert)

 

"... Tür zu, Porzellan rein, Temperatur hoch und nach einer Weile Tür wieder auf, Porzellan fertig.." So etwa stellen sich viele Verbraucher den Brennvorgang des Porzellans bzw. keramischen Geschirrs vor. 


Ganz so einfach ist es leider nicht!

Der Porzellanbrand ist eine Philosophie für sich und baut auf jahrelanger sehr teuer erkaufter Erfahrung auf. Jeder einzelne Fehler bedeutet am Ende Bruch, Scherben oder unverkäufliche Ware. Es gibt zum Brand kein Fachbuch, keine Anleitung und kein Rezept. 

Der brennfertige keramische Körper besteht aus der Masse (Grünkörper oder Scherben), aus einer Glasur und einer Vielzahl von mineralischen Rohstoffen aus allen Herren Ländern wie

    • China (Kaolin & Tone)
    • Indien (Tone u.a.)
    • Neuseeland (Tonerden, Zirkonia u.a.)
    • Thailand (Feldspat u.a.)
    • Deutschland (Alumina, Kaolin u.a.)
    • Frankreich (Quarz, Glasuren u.a.)
    • Australien (Alumina)
    • u.v.a.

 


Die Gasphase reinigt die Porzellanmassen 

Jeder dieser Rohstoffe weicht, selbst wenn er aus der Quelle stammt, immer wieder voneinander ab. Es sind eben natürliche Rohstoffe! Solche irdenen Rohstoffe enthalten unerwünschte Anteile organischer Anhaftungen, Silikaten, Oxiden, eingelagerte Wasserstoff- und Kohlenstoffpartikel u.a. Der Porzellanbrand entzieht dem Brennkörper Feuchtigkeit und lässt ihn durch Schrumpfung thermisch verdichten.  

In Summe und Zusammenfassung bildet sich in diesem thermischen Verdichtungsprozess eine erhebliche Menge an Gasen, die aus dem keramischen Körper ausgebrannt werden müssen, ohne dass Rückstände davon eine der nachfolgenden Brennstufen (Brennvorgänge) verunreinigen. Der Porzelliner bezeichnet diesen Brandabschnitt als die "Reinigungsphase"

In dieser Brennphase darf die Glasur noch nicht geschlossen sein und muss die ausbrennenden Gase ungehindert entweichen lassen. Hierzu gehört übrigens auch der sog. Entsäuerungsprozess von evtl. eingebrachten Carbonaten.

Der Profigriller kann diese Gasphase mit dem Zeitabschnitt vergleichen, in dem die Grillkohle zur eigentlichen Glut heranreift und die Gase des Benzols, Äthanols und anderen Zusatzstoffen ausgeglüht sind. Bei einer Übergehung dieser Ausglühphase würde das Grillgut nicht nur den unangenehmen Geschmack, sondern auch die Schadstoffe in sich aufnehmen. Etwa gleich ist es mit der Gasphase des Porzellans. 

Damit ein keramischer Rohkörper ausreichend ausbrennen kann, bedarf es einer entsprechenden Temperatur und Zeit! Zeit ist ein wichtiger und auch kostenintensiver "Rohstoff" in der Porzellanherstellung, denn er belegt Raum und Kapazitäten. 

Eine solche Entgasungsphase (Reinigungsphase) muss bei allen Arten keramischer Geschirre und Brände erfolgen, ob in einem Tunnelofen, Blockofen, Schnellbrandofen, im Monobrand oder im Doppelbrand


Die beste Gasphasen-Anwendungstechnik

Welche dieser Möglichkeiten "die beste Form der Entgasung" für das Porzellan darstellt, wird unter ehrlichen Porzellinern kontrovers diskutiert. Für den Geldbeutel des Herstellers klar der Monobrand im Schnellbrandofen, wie es wohl einige Hersteller des englischen Vitreous China ehrlicher Weise als 40%ge Kosteneinsparung verkaufen. Warum dann aber diese Ware nicht erheblich günstiger angeboten wird, erschließt sich uns allerdings nicht.

Die sehr kleine Gruppe übrig gebliebener, deutscher Produktionsstätten präferiert nach wie vor den Dualbrand. Einer davon begründet das u.a. als Umsetzung der mit "seismographischer Genauigkeit ermittelten Kundenbedürfnisse". Andere lassen sich einen altersschwachen Ofen mit KWG-Mitteln, Staats- und Landes-Fördermitteln als Eco-, Öko- oder Energiesparmaßnahme finanzieren und zieren sich mit der neuen Schnellbrandtechnik mit dem blauen Umweltengel. 

Wir von Holst Porzellan glauben, dass man den Rohstoff Zeit nicht unbegrenzt einem Reifeprozess entziehen kann. Die Komprimierung von Zeit erfolgt im Schnellbrand u.a. durch die Erhöhung der physikalischen Elemente Energie und Druck. Deshalb glauben wir, dass eine konventionelle Brenndauer die Reinheit des Porzellans eher begünstigen, als ein komprimierter Schnellbrand.

 

 

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