Mono- vs Doppelbrand

Porzellan ist ein Endprodukt, das erst durch die Verschmelzung und Vitrifikation von Rohstoffen unter großer Hitze zu einem Festkörper verdichtet. Diese thermischen Prozesse der Porzellanherstellung nennt man Porzellanbrand, der in unterschiedlichen Öfen und Herstellungsstufen erfolgen kann. Es gibt den sogenannten Monobrand (Einmalbrand) und das Zweibrandverfahren (Doppelbrand). Man kann feststellen, dass der Monobrand mehrheitlich in Asien und der Doppelbrand überwiegend in Europa angewandt wird.

Die Frage, welches der beiden Verfahren "besser" ist, lässt sich allgemeingültig nicht beantworten.

Über die Effizienz des Einmalbrandes sind sich die Gelehrten sehr uneinig! Verfechter des Biskuitbrandes schimpfen den Einmalbrand eine "Billigproduktion" aus Asien von geringwertiger Qualität. Rein physikalisch betrachtet ist diese Behauptung grober Unsinn, denn am Ende muss Porzellan - gemeint ist Hartporzellan - einheitlich genormte Eigenschaften aufzeigen, wie PorositätDichte und Härte. Das Endprodukt unterscheidet sich im Hinblick auf seine physikalischen Werte nicht, egal ob es im Monobrand oder Doppelbrand hergestellt wurde. In punkto Rohstoffe unterscheiden sich Asien und Europa ebenfalls nicht.

Richtig ist, dass eine exakte Formgebung der Artikel im Einmalbrand schwieriger ist, weil die Deformation der Porzellanmasse im Einmalbrand höheren Toleranzen ausgesetzt ist. Passgenaues Porzellan - wie z.B. gelehrte WareGastronormschalen u.a. - lassen sich im Monobrand kaum herstellen. Besonders bruchfest ausgerüstetes Porzellan wie das High-Alumina-Geschirr kommt ebenfalls nicht ohne den Glühbrand im Dualbrandverfahren aus.

Die große Frage ist - und wird mit zunehmendem Umweltbewusstsein der Verbraucher immer wichtiger - : wieviel Energie darf man verbrauchen, um damit etwas zu erreichen? Muss ein "ganz normaler" Kaffeebecher für Catering, Kliniken, Anstalten, Raststätten u.a. tatsächlich immer den "höchsten Qualitätsansprüchen" entsprechen? Wird ein Patient schneller gesund, wenn er aus einer Dualbrand-Tasse trinkt?


1:0 für den (asiatischen) Monobrand  

Die Glasurfestigkeit der mehrheitlich in Asien hergestellten Geschirre aus Porzellan im Monobrand entsteht alleine in der Ausnutzung natürlicher Energie (Wärme). 

Die wichtigste Erkenntnis und Unterscheidung für die Glasurfestigkeit eines keramischen Körpers beruht auf der unbestreitbaren physikalischen Eigenschaft, dass ein poröser Körper grundsätzlich mehr Flüssigkeit aufnehmen und Feuchtigkeit speichern kann als ein dichter Körper. Damit nimmt ein gut getrockneter Grünkörper grundsätzlich mehr Glasurflüssigkeit auf als ein im Dualbrand hergestelltes keramisches Produkt. Die Glasurflüssigkeit kann tiefer in den Scherben einsinken und bildet damit eine größere Kontaktfläche von Glasur und Scherben. Damit sind die Glasuren von im Monobrand hergestellten Geschirr oft dicker und resistenter als die des Dualbrandverfahrens.  


Monobrand in Schnellbrandöfen  

Aus unserer Sicht ist bei der Herstellung von professionellem Gastronomiegeschirrs der heutige Vor-, Glüh- und Glasurbrand in einem sogenannten Schnellbrandofen der industrialisierten Porzellanherstellung eine für den Verbraucher nachteilige Entwicklung. Im Bestreben, in immer kürzerer Zeit immer größere Mengen Geschirr herzustellen, hat sich die moderne Technologie fast selbst überholt. Moderne Schnellbrandöfen können heute nicht mehr ohne vorgelagerte Brennstufen arbeiten.

Die erstschmelzende Viskoseglasur legt sich als "Deckschicht" auf den Grünkörper und kann somit im Sinterungsprozess die Entgasungsreaktionen der unterschiedlichen Rohstoffe nicht mehr in der Form freigeben wie in einem normalen, traditionellen Brennprozess. Daher entsteht in der Rohstoffkomposition ein Veränderungsbedarf und letztlich auch mögliche Einschränkungen im langfristigen Gebrauch. 

Angesichts der ökologischen Situation und aufgrund der Weltklimaerwärmung sollten vor allem die deutschen Hersteller über echte umweltschonende Maßnahmen nachdenken und den Verbrauchern "Kostenersparnisse" nicht als Errungenschaften zugunsten der Umwelt verkaufen.


 

 

 

 

Zuletzt angesehen