Farbglasuren

(Bild: Serie Skagen - Holst Porzellan/Germany - High Alumina Porzellan Tauchglasur)

 

Farbglasuren in Vollfondfarben

Dem professionellen Anspruch des Porzelliners folgend, haben wir die Tauchglasur in der Rubrik der Glasuren erläutert und hier die Farbglasur in der Sparte Dekoration, obwohl beides dem Grunde nach das Gleiche ist. Einziger Unterschied: Beim Weißporzellan ist die Glasur transparent und bei der Farbglasur eben farbig.

Im Gegensatz zum Fondspritzen wird die Dekorfarbe nicht nach dem Glattbrand auf den fertigen Porzellankörper aufgebracht, sondern als Farbzusatz in die breiige Glasur eingegeben. Das ergibt dann die sog. Farbglasur, die beim Brennen von Porzellan Temperaturen von 1.320 °C und mehr überstehen muss. Farbglasuren auf keramischen Geschirren, z.B. Steingut oder Steinzeug, werden nur bei etwa 1.100 °C gebrannt. Das erklärt, warum die Farbvielfalt und Leuchtkraft keramischen Geschirrs erheblich größer ist bei Porzellan. Dafür ist das keramische Geschirr aber längst nicht so haltbar und langlebig.

Farbglasuren, bei denen die Innenflächen von Hohlkörpern (Schalen, Bowls, Tassen, Becher u.a.) und die Unterseiten von Flachteilen (Teller und Platten) vollflächig mit Farbe benetzt werden, erfolgt das Glasieren durch das Verfahren der Tauchglasur. Dabei wird der Porzellankörper vollständig in die Glasur getaucht und erhält so vollflächig seinen farbigen Überzug. 

Die verwendeten Farben bestehen i.d.R. aus Metalloxyden, Salzen und Silikat-Zusätzen, die mit einem Glasurzusatz oder einer Mischung aus Kaolin, Quarz und Feldspat versetzt werden. Dieser Zusatz, vielfach auch Feuerkitt genannt, verleiht der flüssigen Glasur die notwendige Haftkraft, um sich mit dem darunterliegenden Grün- oder Rohscherben zu verbinden.

Bis hierhin sind sämtliche Fabriken und Fertigungstechniken ziemlich gleich. Ob Bottich oder Glasurstraße, bei beiden Verfahren wird die gleiche Scherbenart mit der gleichen Mischung der Glasur benetzt. Die industrielle Maschine ersetzt lediglich die Arbeitsleistung des Menschen, arbeitet etwas exakter, benötigt aber weitaus höhere Fertigungsmengen.    

Wir könnten jetzt ein Konvolut über die unterschiedlichen Reaktionen und Wirkungsweisen von Farbglasuren auf Biskuit- und Grünscherben ausführen und dabei sogar markante landesspezifische Merkmale herausheben. Letztlich interessiert das aber keinen Kunden und bleibt die Sorge von uns Herstellern.


Was Sie über Farbglasuren wissen sollten

Für den Verbraucher treffen bei der Verwendung von Farbglasuren nachfolgende Eigenschaften für sämtliche Porzellanhersteller gleichermaßen zu. Mag sein, dass Sie nirgendwo so detailliert darüber informiert werden, aber wir reden eben "keinen Quatsch" über "einzigartige und makellose Qualität". 

 

Nadelstiche & Krater

Farbglasuren verstärken grundsätzlich die optische Wirkung der kleinen naturgegebenen Fehler auf dem Porzellan. Vor allem auf großflächigen Flachteilen kommen Nadelstiche und kleine Unebenheiten viel stärker zur Geltung als auf weißem Porzellan! Dabei gilt die Faustformel: Je dunkler die Farbglasur, desto eher sind kleine Fehler sichtbar. 

 

Durchscheinende Flächen

Farbglasuren auf keramischen Körpern wirken niemals 100% einheitlich oder gleich. Keramische Stoffe reagieren natürlich und sind kein Kunststoff. Unter der Glasur des Porzellans liegt ein strahlend weißer Scherben, der bei Farbglasuren leicht schimmernd durchscheinen kann. Je dünner und feiner die Scherbenstärke, desto geringer die Einsinktiefe der flüssigen Glasur, und desto eher kann es zu einem segmentiellen Durchscheinen kommen. Vor allem auf Schnaupen, Henkeln und Rändern ist die Farbglasur i.d.R. immer etwas dünner und transparenter als auf geraden Körperformen. Würde man die Glasur verdicken, was technisch kein Problem darstellt, wird sie leider schwerer und neigt so zu einer Glasurnasenbildung. Solche Glasurverläufe sehen weitaus unschöner aus als das dezente Durchschimmern des weißen Scherbens. Diese Gratwanderung zwischen Konsistenz und Pigmentierung führt bei allen Herstellern zu kleineren Unterschieden zwischen den Produktionschargen. Dabei gilt die Faustformel: Je dunkler die Vollfondfarbe, desto eher kann der weiße Scherben an einigen Stellen dezent sichtbar werden. 

 

Farbschattierungen

Das dezente Durchscheinen des strahlenden weißen Scherbens führt nach der Farblehre zu leicht veränderten Farbtönen. Eine rote Vollfondfarbe scheint z.B. leicht orange, eine graue Vollfondfarbe schimmert etwas grünlich. Solche Farbschattierungen sind also nicht das Ergebnis einer schwankenden Farbe, sondern dem Grad des Durchscheinens geschuldet.    

 

Horizontal ungerade Abschlüsse

Je nach Fertigungsart der Vollfondfarbe, ob als Tauchglasur oder als Spritzdekor, können leicht unregelmäßige Abschlüsse von Bodenringen und Mundrändern entstehen. Wird das Innere einer Tasse oder einer Schale weiß belassen, muss der Artikel abgedeckt oder auf dem Kopf stehend besprüht werden. Die Ränder der Abdeckungen können ein gleichmäßiges Aufsprühen der Vollfondfarbe erschweren, so dass sich leicht unregelmäßige, horizontale Abschlüsse bilden können. Dies kommt meist nur bei Hohlteilen vor. Wird die Vollfondfarbe als Tauchglasur nur außen aufgebracht, entstehen an den Mundrändern ebenfalls leicht unregelmäßige Abschlüsse. 

 

Leichte Ausbrüche an Böden & Stellflächen

Das mit einer Farbglasur überzogene "echte Porzellan" wird oberhalb von 1.320 °C gebrannt. Trotz größter Sorgfalt und Sauberkeit in einer Fabrik können kleinste Sandpartikel und Rückstände des Grün- bzw. Rohscherbens selbst auf dem mit Schamottstein belegten Ofenwagen zu minimalen Farbausbrüchen an Stellringen und Bodenkanten führen. Ein weiterer Grund für solche Ausbrüche - besonders an den Böden von Tassen, Schalen und Bowls - ist die Farbglasur selbst. Nach dem Eintauchen des Artikels in die Farbglasur muss diese von den Stellflächen in Handarbeit mit einem Schwamm wieder entfernt werden. Kleinste Rückstände der Glasur auf Stellringen fungieren quasi als Klebstoff und verbinden sich so mit den Ofenplatten und führen ebenfalls zu kleineren Ausbrüchen. Der Koch würde sagen, "... ein ganz klein wenig angesetzt, aber noch lange nicht verdorben...". Kommen diese Ausbrüche vereinzelt und nur als "kleine Flecken" vor, sind diese im Rahmen einer Mischsortierung nicht als fehlerhaft zu beurteilen.

 

Schadstoffe: Blei, Kobalt & Cadmium

Geringer gebrannte Keramik, die statt Kaolin pigmentierte Tone enthält, kann farbige Glasuren weitaus besser fixieren als das dicht gebrannte Porzellan. Das ist der Grund dafür, warum es auf dem Markt weitaus mehr vollfarbige Keramik als Porzellan gibt. Dafür ist die Gefahr der Schadstoffemission bei farbiger Keramik entschieden höher als bei Porzellan. Jede Vollfondfarbe von Holst Porzellan wird übrigens in einem neutralen Labor auf ihre Unbedenklichkeit in Bezug auf den Ausstoß von Blei, Cadmium, Kobalt, Zink, Antimon und Barium amtlich geprüft.  


 

Fazit 

Porzellan ist für die Ewigkeit gemacht und frei von jeglicher nutzungsbedingter oder zeitlichen Alterung. Es wird hergestellt aus 100% natürlichen mineralischen Rohstoffen und oberhalb von 1.320 °C im Feuer gebrannt. Die wahre Qualität des Porzellans besteht nicht in einer vollkommen makellosen Oberfläche, sondern in den einzigartigen Funktions- und Gebrauchseigenschaften. 

Geringfügige Toleranzen und naturgegebene Unterschiede sind das besondere Qualitätsmerkmal von Porzellan. Nur synthetische Waren sind zu 100% identisch. Das gilt besonders für vollfarbiges Geschirr.

 

 

 

 

 

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