Bestimmung
Bestimmung der Materialart von Porzellan und Keramik
Die Bestimmung der Güteklasse eines Geschirrteiles - hier beispielhaft "der Teller" - fällt auch einem Fachmann nicht immer leicht. In diesem Abschnitt beabsichtigen wir, einige allgemeingültige Unterscheidungsmerkmale aufzuzeigen. Sie sind relativ einfach zu handhaben und geben erste Erkenntnisse über die Art des Scherbens und seiner Glasur. Bei der Ermittlung einer keramischen Güteklasse gibt es grundsätzlich zwei unterschiedliche Arten von Merkmalen.
- Die sichtbaren Merkmale
- Die unsichtbaren Merkmale
Die Bestimmung der unsichtbaren Merkmale und der besonderen Eigenarten einer Ware bedarf einer chemisch-mineralogischen Untersuchung, für die auch wir labortechnische Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Dazu wenden wir uns an Fachuniversitäten, amtlich zugelassene Untersuchungslabors oder auch an den TÜV und andere Institutionen. Daher beschränken wir uns hier - zur Bestimmung von Porzellan - auf die sichtbaren Merkmale.
Zum Verwechseln ähnlich!
Von oben betrachtet kann ein Keramikteller dem Porzellanteller wie ein Ei dem anderen gleichen. Sichtbare Unterschiede auf den glasierten Flächen gibt es keine.
Nach der wissenschaftlichen Definition ist Porzellan transparent. Auch eine Tarifierung bezieht die Transparenz einer Scherbe mit ein. Porzellan - und insbesondere Hotelporzellan - lässt sich im Tageslicht jedoch nicht zweifelsfrei durch seine Transparenz bestimmen. Weder der Bauscherteller (im Bild oben), noch Holst Porzellan noch alle anderen Marke können so bestimmt werden. Auf der Seite "Transparenz" erläutern wir diese Eigenschaft im Detail. Zum Thema "Einwandfreie Bestimmung der Güteklasse 'Porzellan' durch die Eigenschaft der Transparenz" schauen Sie bitte nachfolgendes Video.
Dichte - Der Klangtest
Die Dichte eines Scherbens lässt sich nur bedingt durch seine Klangfarbe bestimmen. Dem geübten Ohr gelingt es durch das Anschnippen eines Tellerrandes, bei niedrigen Temperaturen gebrannte Keramik, Steingut, Stoneware u.a. von Porzellan zu unterscheiden. Wie aber in unserem Video (Bild oben) deutlich wird, sind die Klangfarben für einen im Biskuitbrand oberhalb von 1.300 °C gebrannten Scherben, wie er bei der Feinkeramik oder auch beim Weichporzellan vorkommen kann, dem Porzellan sehr ähnlich, sogar fast gleich.
Scherbenfarbe - der Sichttest
Der Sichttest zur Unterscheidung von Porzellan und anderen keramischen Güteklassen muss anhand einer unglasierten Stelle erfolgen. Dies ist i.d.R. der unglasierte Bodenring. Der unglasierte Bodenring zeigt den echten Scherben, so wie er ist. Ein mit 50% Kaolin (und mehr) gebrannter Scherben ist hellweiß und hat dieselbe Farbe wie die Glasur. Diese ist nämlich durchsichtig. Vorausgesetzt natürlich, die Glasur wurde nicht eingefärbt mit einer roten, blauen, schwarzen oder einer anderen Farbe. Zeigt der Scherben eine andere Farbe als im Bild oben rechts, dann handelt es sich nicht um hochgebranntes Hartporzellan! Die gewerbliche Gebrauchsfähigkeit ist dann bereits mit 90%er Sicherheit erheblich eingeschränkt.
Es gibt Hersteller, die ihren Scherben "verstecken", indem sie ein Brennverfahren nutzen, das auch den Bodenring (Stellring) glasiert. Dies stellen wir vor allem bei einigen Vitreous-Porzellanen fest. Ist der Bodenring glasiert, hat der Laie keine Chance, die Güteklasse der Keramik selbst zu bestimmen. Wir dürfen aber versichern, dass nach der wissenschaftlichen und mineralogischen Lehre dieses "Vitro-Porzellan" nur ein Porzellanimitat ist. Schon allein deshalb sind dann im Grunde weitere Tests unnötig.
Porosität - der Gewichtstest
Je weniger Absorption ein Scherben besitzt, desto dichter und höher wurde er gebrannt und desto weniger Porosität liegt vor. Aus der Physik wissen wir: Je dichter eine Masse, desto höher ist ihr spezifisches Gewicht. Das erklärt übrigens, warum echtes Hartporzellan immer schwerer ist als das meiste Geschirr für zu Hause. Hochgebrannte Feinkeramik - wie in unserem Video oben - ist immer leichter als hartgebranntes Feldspatporzellan. Das liegt an den weiß- oder gelb brennenden Tonen, die das Kaolin ersetzen. Dem Laien gelingt die Bestimmung und Unterscheidung von Güteklassen der Keramik durch Anheben eines Tellers nur im direkten Vergleich, indem er nämlich einen Porzellanteller und einen gleich starken Keramikteller direkt miteinander vergleicht. Ein Profi merkt sofort, ob er einen Keramikteller oder einen Porzellanteller in den Händen hält.
Ritzhärte - der Schneidetest
Eine sehr präzise Bestimmung der Güteklasse ergibt sich aus dem "Ritztest" nach Mohs. Nach der "neuen" Einteilung über die mineralischen Härten nach Mohs (DIN-EN 15771) hat handelsübliches Besteck die Härte 3, maximal 4. Kann man also mit einem (nicht nagelneuen!) bereits mehrfach gespülten Messer einer beliebigen Besteckserie die Glasur ritzen, handelt es sich nicht um hartgebranntes Porzellan. Sofern Sie diesen Test für eine Kaufentscheidung nutzen und diesen in einem Ladenlokal oder auf einer Messe vollziehen, seien Sie bitte fair und machen den Ritztest an einer "unauffälligen" Stelle auf der Unterseite eines Tellers.
Fazit
Die Bestimmung der Güteklasse eines Geschirrteils sollte nicht unmittelbar durch ein einziges der o.g. Verfahren erfolgen. Die Herstellung keramischer Artikel erfolgt in zu vielen Ländern mit z.T. sehr unterschiedlichen Methoden, Rohstoffen und Abläufen. Aktuell wird auch viel ausprobiert, gemogelt, imitiert. Oder ungebildete Marktteilnehmer beziehen sich mit der Verwendung der Bezeichnung "Porzellan" für ein minderwertiges Material auf die zollrechtliche Tarifierung.
- Lichttest
- Klangtest
- Sichttest
- Gewichtstest
- Schneidetest
In Kombination sind diese 5 Bestimmungsmethoden sehr präzise. Die sicherste Art, Porzellan als "Porzellan" zu bestimmen, ist jedoch eine schriftliche Bestätigung - (Kataloghaftung) - des Verkäufers. Lassen Sie sich eine Brenntemperatur von höher als 1.320 °C und einen Kaolinanteil von mehr als 50% zusichern, dann kann nichts passieren.