Qualitätsstufen

Handelsübliche Qualitätsstufen des Porzellans

 

 

Definieren Branchenteilnehmer "die Qualität" von Porzellan oder keramischen Geschirren, entstehen sehr unterschiedliche Qualitätsprofile. Die Lehrbücher des Porzellans gehen allesamt von der Voraussetzung aus, dass das Porzellan, welches in Qualitätsstufen zu gruppieren ist, von gleicher Art und Güte gefertigt wurde, also dieselben Rohstoffe enthalten und den jeweiligen Brand bei gleicher Temperatur durchlaufen haben. Sofern Material, Brenntemperatur und Güte wirklich identisch sind, lässt sich die Qualität tatsächlich nach optischen Kriterien unterscheiden. 

Dem ist aber leider nicht mehr so! 

Im Wettlauf um den besten Preis findet man heute die Bezeichnung "Porzellan" vielfach an einer Ware, die zwar wie Porzellan aussieht, aber mit der Art und Güte echten Porzellans nichts mehr zu tun hat. Die bekanntesten Abwandlungen, bis hin zum Porzellanimitat, erklären wir unserer Warenkunde: Arten der Keramik. 


Definition der Qualität von Porzellan 

Mit dem Wissen um die Verschiedenartigkeit von Rohstoffen, Herstellungsarten und Brenntemperaturen definieren wir von Holst Porzellan die Qualität von Porzellan anders als die meisten anderen Hersteller: 

     1. Die Qualität des Materials, aus der sich der gesamte Gebrauchsnutzen ergibt. 

     2. Die optische Erscheinung, die nur eine emotionale Wahrnehmung erzeugt.

Die wahre Qualität des Porzellans besteht nicht in einer von Hand sortierten Selektion von Geschirrteilen vollkommen makelloser Oberflächen, sondern in den einzigartigen Funktions- und Gebrauchseigenschaften, die sich nur aus der Kombination von Kaolin, Quarz und Feldspat ab einer Temperatur oberhalb von 1.320 °C ergeben. Nur so kann sich aus diesen Mineralien das Nadelmullit bilden, das dem Porzellan seine einzigartigen Eigenschaften verleiht. Wieviel Qualität und Qualitätsanspruch eine Nachhaltigkeit verträgt, lesen Sie bitte in unserem Beitrag Porzellan vs. Erste Wahl.  


Die optischen Qualitätseinstufungen 

Die Qualitätseinstufung von Porzellan und keramischen Geschirren erfolgt nach Sortierkriterien. Erst nach dem Hartbrand (Glattbrand) - bei dekoriertem Porzellan nach dem Dekorbrand - lässt sich die Qualitätsausbeute einer Produktionscharge bestimmen. Egal ob nun eine vollautomische Massenherstellung oder eine traditionelle Herstellung als Handarbeit, Porzellan unterliegt während seiner Entstehung einer Unmenge von Fehlerquellen. Erst die Sortierung schafft das wirkliche, fehlerfreie Qualitätsporzellan. Doch Beurteilung und Wahrnehmung von Qualitäten sind sehr individuell und werden auch unterschiedlich ausgelegt.

Die meisten Hersteller verwenden eigene Qualitätsklassen (z.B. I., II., III. und IV. Wahl), deren Verständlichkeit oft nur "Insidern" vorbehalten ist. Entscheidend ist, ob und in welchem Verhältnis der ersten Wahl fehlerhafte Artikel beigemischt werden. Die gängigen Gruppierungen finden Sie auf dieser Seite. Hinter der Ofentür ist jedes Porzellan gleich! Egal ob mit, ohne, mit grüner oder blauer Bodenmarke, mit Wappen, Ornament, Schwertern oder Zepter, sie alle bestehen aus irdenen Rohstoffen und haben einen Hartbrand von mehr als 1.300 °C hinter sich. Die Qualität eines Porzellangeschirrs entscheidet sich nur durch die Sortierung. Sicherlich lässt sich eine Faustregel ableiten, die besagt: Je höher der Preis, desto besser ist die Sortierung.

 

  

Schon ein Besuch der königlichen Geschirrausstellung auf Schloß Windsor Castle (England) beleht uns aber eines Besseren. Nahezu unbezahlbare Exponate aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert belegen, dass ein hoher Preis nicht zwingend mit einer hohen Qualität verbunden sein muss. Würden wir heute beispielsweise in der Qualität des Geschirrs "Brunswick" von Fürstenberg aus dem Jahr 1773 liefern - Schätzwert rund 2,5 Millionen Englische Pfund - wäre wohl jeder Kunde verärgert und würde uns eine superschlechte Bewertung erteilen.

Richtiger wäre wohl eher die Fausformel: Je moderner der Maschinenpark, desto besser ist die grundsätzliche Qualitätsausbeute einer sog. Ofensortierung, engl. "ROK" (run out of the kiln).


 

 

Erste Wahl / First Choice

Eine ausgelobte erste Wahl - A-Ware bzw. 1. Wahl - ist ein Porzellan, das absolut frei von jeglichen Mängeln ist. Ausgelobte erste Wahl muss von Hand - teilweise unter Mithilfe von technischen und optischen Geräten - genauestens auf Fehlerlosigkeit kontrolliert werden. Da in der Warenkontrolle sowohl Verformungen, Anordnung von Schnaupen und Henkeln als auch Glasuren, Oberflächen, Stellringe und Borde einzeln geprüft werden müssen, ist dieses Verfahren überaus teuer und aufwändig.

Je nach Marken- oder Produktanspruch kann die Kontrolle eines einzelnen Artikels sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, so dass es Endkontrollen gibt, die pro Mann & Schicht nur 150 Teile und weniger abwickeln können. Da die erste Wahl kaum noch vom Verbraucher "bezahlt" werden will, schwindet der Marktanteil dieser Sortierung seit Jahren stark.

Im Segment des Hotelporzellans findet man eine ausgelobte erste Wahl so gut wie gar nicht mehr, geschweige denn die Kunden, die einen solchen Preis dafür bezahlen würden. Deswegen halten wir es für bedenklich, dass einige Hersteller sog. Kantenschlagsgarantien auf die erste Wahl beschränken. Ein kleiner Punkt oder Nadelstiche auf der Glasur haben keinerlei Auswirkungen auf die Dichte oder Stabilität des Scherbens.

Dennoch behaupten gerade kroatische, türkische oder italienische Fabriken, sie würden ihre Artikel nur in "erster Wahl" liefern! Dies ist aus unserer Sicht - oder nach deutschen Kriterien - etwas irreführend, denn die Teile an sich sind meist dickwandig und eher grob gefertigt. Die Glasuren weisen kleine Nadelstiche auf, die Stellringe sind nicht exakt poliert und der "Glanz der Ware" ist oft nicht so wie bei einem Markengeschirr.

Eine uralte Regel lautet übrigens: "Die erste Wahl bezahlt grundsätzlich die zweite Wahl!"

 


 

Mischsortierung / Handelsübliche Sortierung / Commercial Choice / a-b grade

Hierbei handelt es sich um die gängigste aller Sortierungen der Porzellanbranche, vor allem im Segment des Hotelporzellans und Gastronomiegeschirrs. Wie der Begriff schon ausdrückt, ist die Qualität der Ware "gemischt" - der guten Ware liegt also immer leicht fehlerhafte Ware bei! Die Zusammensetzung von "gut" und "nicht gut" wird von Fabrik zu Fabrik unterschiedlich gehandhabt. Bis heute ist diese Bezeichnung weder genormt noch 100%ig nachvollziehbar.

Ebenso verschieden sind die Preisnachlässe von der sog. ersten Wahl zur Mischsortierung. Gerundet kann man sagen, dass der Preisvorteil zwischen 15 und 40% beträgt. Viele Marken erstellen schon gar keine Preislisten mehr für ihre für erste Wahl, sondern sind von vornherein auf Mischsortierung ausgelegt. Bei allen gleich ist, dass die Qualitäten gemischt sind. Es gibt einen überwiegenden Teil an "guter Ware" und eine Beimischung von fehlerhafter Ware. Aufgrund der unterschiedlichen Produktionsmethoden von Porzellan (Drehen, Pressen, Druckpressen, Gießen und Druckgießen), die abhängig von der Formgebung des Artikels sind, entstehen auch unterschiedliche Fehler in ihrem Grad und in der Wahrnehmung.

Einer großen 3-Liter-Terrine verzeiht man eine leichte Verformung eher als einem Teller, den man zu mehreren Stücken übereinander stapelt. Für den überwiegenden Teil aller Fabriken gilt: Mischsortierung ist die preislich leistungsfähigste Sortierung und eine ordentliche Qualität. In jeder Mischsortierung kommen Fehler im Porzellan vor, die vom Handel und vom Kunden akzeptiert werden müssen. Als Faustregel gilt: Bei genauer Begutachtung der Ware sollte der Anteil fehlerhafter Ware 20% nicht übersteigen.

 


 

Ofensortierung / Run out of the Kiln

Die am einfachsten zu erklärende Sortierung: Es gibt keine! Das, was die Maschinen und der Ofen "ausspucken", wird ungeprüft verpackt und geliefert. Obwohl es die günstigste Qualitätsstufe von Porzellan darstellt - circa 25 bis 30% Nachlass auf die Mischsortierung -, ist dies je nach Fabrik und Standard ein kostspieliges Wagnis, denn der Hersteller ist bei dieser Selektion frei von jeglicher Gewährleistung. Der Kunde muss die Sendung abnehmen, egal in welchem Maße und zu welchem Anteil Fehler enthalten sind.

 


 

Fehlware / B-Ware / 2. Wahl / II. Qualität

Das Geschirr weist sichtbare, z.T. erhebliche Fehler auf. Meist sind Glasuren schadhaft, haben Nasen, Verläufe und Eisenflecke, oder der Scherben zeigt Deformierungen. Wie erheblich der jeweilige Mangel ist, obliegt dem Betrachter.

In Anbetracht des geringen Preises ist es aber oft lohnend, Fehlware zu kaufen, denn meist verändert der Mangel an sich nicht die Funktion oder die Gebrauchsfähigkeit eines Porzellanartikels. Ein Teller, der auf einem Volksfest für "Bierwürstl" eingesetzt wird muss nicht die Qualität von Manufakturwaren haben!

 


 

Spezialsortierungen

Über diese großen drei Gruppierungen hinaus kreieren Hersteller oft sehr individuelle Bezeichnungen und vermitteln diese an ihre Kunden weiter. So gibt es z.B.

  • A- bis F- (AF) Sortierung
  • C-Qualität
  • II. bis IV. Wahl
  • Fehlware
  • C-Qualität
  • u.v.m.

Wenn Sie mit solchen Sortierkriterien konfrontiert werden, lassen Sie sich diese genau erklären. Wir von Holst Porzellan haben einen Bewertungsrahmen, der 85 Kriterien für unsere Qualitätseinstufungen enthält. Mit diesem legen wir unsere Qualitätsstufen fest.

 

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