Sortierungen

Sortierungen und Qualitätsstufen in der Porzellanindustrie

Nach dem Brennvorgang des Hartbrandes erfolgt das "Abnehmen" der Geschirrteile vom Ofenwagen, den Trägern oder Transportketten und das Bereitstellen für die Qualitätskontrolle. Erst im endgebranntem Zustand lässt sich die visuelle Qualität eines Geschirrteils bestimmen. Wie eine Qualitätssortierung letztlich ausfällt, hängt ab vom Anspruch und den Möglichkeiten der Fabrik selbst. Demnach gibt es keinen einheitlichen Sortierstandard, der die Sortierkriterien in Form einer fest definierten Güteklasse für den Verbraucher transparent darstellt. Ferner zählen Qualitätssortierungen eher zu der im europäischen Raum weiterentwickelten Porzellanindustrie als zur traditionellen Herstellung aus dem asiatischen Raum.

In den Jahren zwischen 1955 und 1985 wurden die Sortierungsstandards in Europa von den starken deutschen Marken geprägt. Deren Anspruch an äußerliche Perfektion hat den Begriff "Erste Wahl" geprägt, der im Verkauf bis heute - leider meist fälschlicherweise - seine Anwendung findet. Erste Wahl wurde gerne in Zusammenhang mit "Made in Germany" aufgeführt und führte i.d.R. zu einem schwer erreichbaren Qualitätsstandard vor allem für alle Wettbewerber außerhalb Deutschlands. Kurioserweise waren es die Regeln selbst, die den deutschen Sortierungsanspruch letztlich zerstört bzw. aufgeweicht haben.

 


 

Sortiergrundsatz

In allen Ländern und in in allen Fabriken dieser Welt gilt derselbe Sortiergrundsatz: Der Ertrag der ersten Wahl muss die Verluste des Ausschusses finanzieren! Damit entsteht ein unweigerlicher Zusammenhang zwischen "Preisfähigkeit" und "Sortierkriterium" des jeweiligen Geschirrs und wird damit nicht nur herstellerseitig durch die Eigenarten der Produktion, sondern maßgeblich auch durch die Preispositionierung durch den Verkäufer bestimmt.

 


 

Sortierabläufe

 

Schon 1982 experimentierte der Rosenthal-Konzern (als es ihn noch gab) an einer automatischen Sortierstraße. Diese wurde aber unseres Wissen nach niemals vollumfänglich in Betrieb genommen. Zu viele Porzellanartikel müssen z.T. ganz unterschiedlichen Prüfungskriterien unterworfen werden. Eine saubere Halle, gutes Licht und eine reibungslose An- und Abdienung sind die räumlichen Grundvoraussetzungen für eine vernünftige Qualitätssortierung.

 

 

Danach bedarf es ein - oder wie oben im Bild - mehrerer Augenpaare, um die Sortierstation zu besetzen. Die Prüfung mit mehreren Mitarbeitern ermöglicht eine bessere und schnellere Kontrolle, da die Mitarbeiter nur auf einige wenige Kriterien geschult werden, die dann in kürzeren Zeiträumen und Abläufen geprüft werden können.

 

Überaus zeitaufwändig und anstrengend sind zusätzliche Funktionsprüfungen, wenn nicht nur der äußere Zustand eines Geschirrteiles geprüft werde muss, sondern auch dessen Zusammenwirken mit einem anderen Produktionselement. Erst die Zusammenführung von Unterteil und Deckel ergeben eben den Artikel Cocotte.

Betriebsintern bezeichnen wir diese Art der Qualitätssortierung die "EGAL-Sortierung" - die man meist auch lassen kann. Die Mitarbeiter kauern oft in dunklen, kalten Hallen auf dem Boden und müsssen in wenigen Stunden tausende von Artikeln prüfen. Dabei wissen sie oft gar nicht, was genau sie prüfen sollen und sind ihrer eigenen Einschätzung überlassen.

 


 

Neben den Grundsätzen des Verbandes der Keramischen Industrie Deutschlands (VKI) - festgehalten in der kleinen Porzellanbibel des Hans Friedl - definieren wir von Holst Porzellan die Qualitätsstufen des Porzellans in folgende Sortierungen nach den jeweiligen Kriterien.

 

Artikelbezeichnung "A-Sortierung" oder "Erste Wahl"

  • Der Scherben ist eben und gerade, zeigt keinerlei Deformierungen oder Verformungen.
  • Bei Tassen und Bechern ist die Mundrandöffnung wirklich rund und weicht nicht in ein Oval ab.
  • Teller und Platten sitzen auf glatten Oberflächen eben auf und verursachen bei einseitigen Druckpunkten kein Klappern oder Wippen.
  • Deckel schließen mit ihren Körpern bündig ab und haben an den Rändern keinerlei Öffnungen. 
  • Alle Bodenränder sind sauber geschliffen und zeigen keinerlei Produktionsrückstände.
  • Die Glasuren auf den Ober- und Unterkanten sind eben und durchscheinend, zeigen keinerlei Verläufe oder Glasurnasen, keine Nadelstiche oder Eisenflecken.
  • Erste Wahl ist frei von jeglichen Mängeln oder anderen störenden optischen Eindrücken.

Je nach Fabrik, Land oder Technologie beträgt der Mehrpreis der Sortierung "1. Wahl" zur nächstgelegenen, unteren Qualitätsstufe zwischen 50 und 70%.

 


 

Artikelbezeichnung "B-Sortierung" (fehlerhafte Ware)

  • Die Form des Scherbens zeigt leichte Deformationen, Flachteile können leicht kippen und wackeln. 
  • Die Glasur erscheint bei näherem Hinschauen uneben mit einer disharmonischen Lichtbrechung. Oft zeigt die Ware kleinere Glasurverläufe (Nasen) und der Scherben erscheint porös.
  • Auf der Oberfläche bestehen kleinere Eisenflecke oder Kratzer in der Glasur.
  • Die Füße sind teilweise unsauber gearbeitet, Unterseiten uneben, teilweise unsauber geputzt. Bei Gussartikeln sieht man die Formöffnungen durchscheinend wie eine gerade Linie am Artikelkörper entlanglaufen.
  • Verschiedene Artikel der Serie weisen Farbunterschiede auf oder erscheinen in einem unterschiedlichen Scherbencharakter.

  


 

Artikelbezeichnung "C-Sortierung" (Fehlware)

Der Artikel hat seine zugedachte Gebrauchsfähigkeit verloren oder ist durch Verformungen, Farbabweichungen, fehlende Produktdetails oder andere Beschädigungen in jeder Hinsicht für den Gebrauch bei Tisch und Tafel nicht mehr geeignet. Anders ausgedrückt: C-Ware gehört in die Tonne!

 

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