Kratzer & Schleifspuren

 

Eines der wohl umfangreichsten und komplexesten Reklamationen von Porzellan und keramischen Geschirren sind Oberflächenschäden auf den Glasuren. Eigentlich logisch, denn ein Schadensfall des unter der Glasur liegenden Scherben führt meist immer zum Bruch des Artikels infolge einer mechanischen Einwirkung. Die Ursachen und Verursacher von Glasurschäden sind jedoch sehr unterschiedlich. Der Verbraucher neigt schnell zu dem Schluss eines Produktionsfehlers oder einer mangelhaften Ware, doch ganz so eindeutig lässt sich das keineswegs feststellen. Deshalb haben wir die fünf meist verbreiteten Schadensbilder in dieser Rubrik "Kratzer & Schneidspuren" in unserer Warenkunde für Sie zusammengefasst.

 


Vorweg - früher war alles besser?

Im Hinblick auf die Herstellung von Porzellan erlauben wir uns die subjektive Einschätzung "ja, früher war das Porzellan besser". Diese Einschätzung gilt Hersteller unabhängig und Marke war noch niemals ein entscheidend für die Qualität des Porzellans. Die wahre Qualität des Porzellan besteht nicht aus ihrer Marke, Herkunft oder ihrem Preis, sondern in den einzigartigen Funktions- und Gebrauchseigenschaften, die sich nur aus der Kombination von Kaolin, Quarz und Feldspat ab einer Temperatur oberhalb von 1.320 °C ergeben. Früher haben wir aus der Porzellanindustrie...

  • nur die hochwertigsten und reinsten Kaoline verwendet
  • alle Rohstoffe selbst gemischt, gereinigt und aufbereitet
  • in jeder einzelnen Produktionsstufe durch Menschenhand eine Qualitätsprüfung vorgenommen
  • ohne Akkordlöhne die Porzelliner nach ihrem Ausbildungsstand entlohnt
  • dickere und stabilere Glasuren aufgetragen
  • mit Kohle befeuert und jedes Porzellanteil in einer eigenen Schamottkapsel gebrannt
  • ohne Schnellbrandöfen die Ware über mehr als 30 Stunden gebrannt
  • nur handsortierte 1. Wahl in die Märkte geliefert und fehlerhafte Ware meist zerstört.

 

Würden wir heute noch nach den Regeln und mit dem Aufwand der 50er bis 80er Jahre produzieren, würde ein Teller etwa 25 bis 30 Euro kosten - eben wie damals auch! Tausend Mark für ein Kaffeeservice war in dieser Zeit keine Seltenheit, sondern eine Wertschätzung des weißen Goldes. Jahrzehnte davor war das Porzellan nur dem Adel und der Oberschicht vorbehalten. 

Es war aber nicht nur das Porzellan besser, sondern auch der Umgang damit. Das schöne Tafelgeschirr, das Kristall und das Silberbesteck wurden meist von Hand gespült, damit man mehr davon hatte. Es gab dekorative Vitrinen, in denen das Geschirr vorsichtig aufbewahrt wurde und egal ob man eine Spülmaschine besaß oder nicht, jedes Teil wurde mit einem Leinentuch nochmals nachgewischt. Für das Spülen in der Maschine verbrauchte das Gerät fast die doppelte Menge Wasser wie heute und die Spülmittel waren längst nicht so aggressiv. 

Sprich - das gesamte Umfeld um Küche, Tisch und Tafel hat sich gewandelt.


Fehleranalyse von Schäden auf oder in der Glasur

Die Analyse einer Beschädigung der Glasur lässt sich relativ einfach in zwei Gruppen einteilen. Es gibt "scheinbare" Fehler, die sich auf die Glasur legen wie z.B. der Besteckabrieb oder Beschädigungen in der Glasur wie Schneidspuren oder Schleifspuren. Alle Arten von Schadensbildern, die man nicht "fühlen" kann, sind grundsätzlich immer auf eine Fremdverursachung zurückzuführen. In diesem Fall folgen Sie bitte unseren Empfehlungen Kauf und Gebrauch/Feststoffrueckstaende/.

Lassen sich die Schadensbilder erfühlen und ertasten, dann handelt es sich definitiv um eine Beschädigung der Glasur und voraussichtlich liegt eines der Schadensbilder von Schneidspuren oder Schleifspuren vor. Das bedeuted aber nicht, dass Schuld oder Ursache auf ein mangelhaftes Produkt zurückzuführen ist, da solche Beschädigungen immer durch den Gebrauch und im Zusammenwirken mit anderen Stoffen und Materialien entstanden sind.


Bestimmungsmäßiger Gebrauch 

Bei Schadensbildern von Schneidspuren oder Schleifspuren verbleibt letztlich die streitbare Frage, was sind die bestimmungsmäßigen Gebrauchseigenschaften eines Tellers oder einer Platte, was müssen sie können und was aushalten. Bei welcher Last und unter welchen Umständen endet die Schnittfestigkeit als zugesicherte Eigenschaft für ein keramisches Produkt? Das ist immer die zentrale Frage bei derartigen Reklamationen. Bei weißem Porzellan kommt es i.d.R. nur sehr selten zu einem streitbaren Schadensbild, bei farbigen Geschirren und vor allem bei modernen Mattglasuren hingegen - im statistischen Vergleich zur Absatzmenge - sehr oft! Wer sich ein farbiges Geschirr, gleich ob Keramik oder Porzellan zulegt sollte unsere Gebrauchsempfehlungen unbedingt einhalten und diese Ware deutlich pfleglicher behandeln als weißes Geschirr. 


 

Beweislast von Glasurschäden

Die Schadensursache für einen Glasurschaden, egal ob Schneid- Schleif- oder Korrosionsspuren obliegt immer einer Einzelfallbetrachtung. Die einzelnen Unterseiten dieser Seite "Kratzer & Schleifspuren" soll helfen, eine eigene Einschätzung über die Ursachen und das Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren vornehmen zu können. Vor allem aber sollen unsere Ausführungen Handlungs- und Gebrauchsempfehlungen vermitteln, die den langfristigen Bestand und die Freude am Porzellan verlängern. Aus den vielen Jahren unserer Arbeit mit und für das Porzellan können wir die statistische Größe feststellen, dass weniger als 1 Fall von 100 tatsächlich auf einen Produktionsfehler bzw. mangelhafte Qualität des Porzellans zurückzuführen ist.

 

 

 

 

 

 

 

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