Gießen

Das Gießen von Porzellan im Hohlgussverfahren

 

 
Ausgeformte Hohlteile, z.B. Kannen und Terrinen, werden aus einer flüssigen Porzellanmasse - dem Schlicker - in Gipsformen "gegossen". Diesen Prozess nennt man Hohlguss oder Hohlteilfertigung, weil die eingebrachte Porzellanmasse nicht vollständig zu einem Festkörper aushärtet. Der Porzelliner nennt die im Gussverfahren hergestellten Körper "Gießartikel". 
 
Bereits nach kurzer Standzeit beginnt die Gipsform, der Porzellanmasse das Wasser zu entziehen. Die Masse festigt sich an den Wandungen der Gipsform, bis nach fest vorgegebenen Zeitwerten der Rohartikel seine Wandstärke erreicht hat. Die restliche Masse wird einfach ausgekippt und für den nächsten Produktionsgang verwendet. Die gängigen Fertigungsanlagen sind Gussbänke, Gussrondelle oder Gießstraßen.
 
Aus handwerklicher Sicht ist das Gießen eine anspruchsvolle Art der Porzellanherstellung. Nach der Standzeit müssen die Formenschalen geöffnet und der weiche Porzellankörper aus der Form entnommen werden. Dieser Produktionsgang ist besonders sensibel wegen der leichten Deformationsfähigkeit des Körpers. Die Masse ist noch recht weich, und ein kleiner Fingerdruck reicht schon aus, um den Artikel zu deformieren. Nach besonderen Erfahrungs- und Zeitwerten - auch abhängig von der Art des Hohlkörpers und den klimatischen Bedingungen - muss der Schlicker zwischen 3 und 20 min. in der Gipsform verbleiben, um den Gießartikel in seine finale Form zu bringen.
 
Der Wasserentzug durch die Gipsform muss möglichst gleichmäßig erfolgen, damit der Hohlkörper am Ende eine einheitliche Wandstärke hat. Deshalb muss die Hohlgussform - anders als die nachfolgend beschriebene Vollgussform - ständig bewegt werden. Um diesen Prozess nicht einzeln von Hand zu betreiben, stellt man die Gussformen auf Drehrondelle, Bänder oder auf rotierenden Scheiben, um die Gleichmäßigkeit der Scherbenstärke bei Gießartikeln zu erzielen. 
 
Trotz hochmoderner Entwicklungen und einer stetig voranschreitenden Technik konnte dieses Verfahren der Hohlkörperfertigung bislang noch nicht durch einen automatisierten Prozess ersetzt werden.
 

 

Das Gießen von Porzellan im Vollgussverfahren

 

 
Das Vollgussverfahren wird meist für Schnaupen und Henkel sowie für andere massive Ansätze und Verzierungen verwendet. Massen, Formen und der Ablauf sind dem Hohlgussverfahren sehr ähnlich und unterscheiden sich lediglich darin, dass die Masse in der Form vollständig aushärtet und sich nach der Formgebung ein relativ fester Körper ergibt. Je nach Stärke des Gussartikels muss die Masse mehrere Stunden in der Form aushärten, bis sie geöffnet und der Artikel herausgenommen werden kann.
 
Zuletzt angesehen