Nullmuster

Das erste Porzellanstück einer neuer Form, einer Produktentwicklung oder eines kundeneigenen Sonderbaus ist fertig. Der Produktidee, Zeichnung oder der Urform nachempfunden, aus der Vorform in dem gewünschten Material hergestellt, wird es den Entscheidungsträgern als Nullmuster vorgelegt. Nun wird begutachtet, geprüft und gemessen, ob alle Vorgaben, produktspezifischen Funktionen, Maße und Proportionen den Anforderungen der Produktentwicklung entsprechen.

Meist ist das Nullmuster noch nicht "ganz so schön" wie die Endproduktion, da es quasi von Hand einzeln hergestelt und gebrannt wird. Leichte Glasurverläufe, raue Böden oder andere kleine Unschönheiten sind für den Entscheidungsprozess der Absegnung einer Form nicht von Relevanz. Viel wichtiger sind die Details wie z. B. "Passt der Deckel auf die Kanne?", "Ist die Tasse stapelbar?" und viele weitere Produktmerkmale eines Porzellanartikels.

Bei komplizierten Designs, bei einem Materialmix (z.B. Porzellan und Silikondichtungen bei Dosen, Schalen und Vorratsbehältern), bei mehrteiligen Setartikeln oder bei besonders ausschussempfindlichen Formgebungen überprüft die Fabrik im OEM-Geschäft (kundeneigene Sonderanfertigungen) anhand der Nullmuster oft auch die Preiskalkulation der ersten Angebotserstellung. Mit entsprechenden Nachforderungen der Produktion beginnt dann leider meist ein Teufelskreis.

Gerade im OEM-Geschäft kommt es gelegentlich vor, dass der Kunde anhand des Nullmusters sein Briefing widerruft, was in der werksseitigen Produktentwicklung dann zu erheblichen Mehrkosten führt. Modelle, Vorformen und Nullmuster müssen neu angefertigt werden. Um im Sinne des Kunden und im Sinne der Produktion solche unnötigen Kosten zu vermeiden, nehmen wir das Kundenbriefing im OEM-Business grundsätzlich selbst auf.

Wird das Nullmuster schließlich abgesegnet - und mit einem "Go" zur Produktion freigegeben -, erfolgt die Anfertigung der Mutterform. Ein Nullmuster sollte dann als Gegenmuster im Besitz des Kunden verbleiben, und ein unterschriebenes Auftragsmuster wandert in die Asservatenkammer von Holst Porzellan.

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