Chinaware

Zum Leidwesen der deutschen Porzellanindustrie müssen wir leider feststellen, dass Porzellan eine rein chinesische Erfindung ist! Entgegen der Definitionen auf Wikipedia (Stand 2001), wonach Porzellan erst im Jahr 620 erfunden wurde, gehen unsere Recherchen und Aufzeichnungen auf Funde zurück bis in 10. Jahrhundert v. Chr. Unbestritten ist jedoch die Tatsache, dass der englische Name des Porzellans der Geburtsstätte seinen geschichtlichen Anspruch verleiht: die internationale und gebräuchliche Bezeichnung für Porzellan lautet Chinaware.

Überlieferungen über die früheste Herstellung von Porzellan stammen aus der Zeit der Sui- und der Tang-Dynastie und gehen zurück bis ins 6. bis 10. Jahrhundert vor Christus. Bereits in der Song-Zeit entstand das bekannte weiße Porzellan mit kobaltblauer Unterglasurmalerei. Die Ming-Zeit (1368-1644) kannte neben der kobaltblauen Bemalung auch mehrfarbige Dekore.


 

Im Jahre 1522, also exakt 160 Jahre vor der Geburt Böttgers, begann in der Provinz Kanton - in einem kleinen Ort Namens Shiwan - die erste "Massenproduktion" tonerdener Scherben, den Vorläufern des heutigen Porzellans. Auf Veranlassung der Ming erbauten fast 4.000 Arbeiter einen rund 170 Meter langen Brennofen, der entlang eines Berges talabwärts gebaut wurde und in seiner Form dem Schwanz eines Drachens ähnlich war. Auf diese Weise erhielt der heute älteste vollständig erhaltene Porzellanofen der Welt seinen Namen "Dragon Kiln" (Drachenofen). Befeuert wurde der Ofen mit Holz, welches vollständig in den Ofen bis zum oberen, ersten Schlitten gestopft wurde. Waren Holz und Brennschlitten eingebracht, musste der Ofen zugemauert werden, weil man zu dieser Zeit noch nicht über geeignete Verschlussmechanismen verfügte. Ähnlich wie in einem Köhlermeiler verglühte das Holz von oben nach unten, verlor an Dichte und der Schlitten rutschte langsam talabwärts. Nach etwa 3 Wochen war das Holz vollständig verbrannt, und der Ofen konnte geöffnet (aufgeschlagen) werden. Der tonerdene Scherben härtete bei über 1.000 Grad vollständig aus und entsprach in Konsistenz und Porosität der heutigen Keramik. Die Dekorationen waren reichhaltig verziert und wurden selbst in der Moderne in Glanz und Anmutung nie mehr von einer anderen Art der Porzellanherstellung erreicht. Dies war die Geburtsstunde der Golddekore. Eine Creme aus Gold und Kräutern erreichte den unnachahmlichen Charakter dieser Dekorationsart. Der Drachenofen bildet heute den Mittelpunkt des Nationalmuseums von Foshan und wird nur noch für die Produktion von historischen Replikaten oder für Regierungsaufträge befeuert. Die Unikate aus dem Dragon Kiln waren bestimmt durch Rang und Status der Auftraggeber. Je reicher ein Auftraggeber, desto mächtiger und imposanter die Stücke. Besaß man eine Figur, eine Vase oder etwas Ähnliches aus dem "dragon kiln", so wurden ganze Hallen und Häuser für sie erbaut, um ihnen einen geeigneten Rahmen zu verschaffen. Von Vater zum Sohn vererbten sich die Kostbarkeiten und schenkten den Familien Anerkennung und unermesslichen Reichtum. 


 

Der Dragon Kiln (Drachenofen)

Der 1522 erbaute Brennofen "Sanding Block" für kaiserliches Porzellan der Ming-Dynastie steht in Foshan, der Provinz Guangzhou, vielen auch als "Kanton-Provinz" bekannt.  Dank der chinesischen Regierung und dem Engagement der Provinzregierung fiel dieses Denkmal der Porzellanherstellung der Kulturrevolution Mao Tse Tung's nicht zum Opfer. An einen Berg gefesselt, nutze das Gefälle das Vorrangleiten des Brennschlittens bergabwärts, ohne elektrische Energie oder physikalische Mechanik. Man stopfte den Ofen bis obenhin mit Reisig und leichtem Brennholz voll, und so wie das Holz verglühte, gleitete der schwere Schlitten mit dem kaiserlichen Porzellan abwärts. Der Brennvorgang dauerte rund 3 bis 5 Wochen, das Befüllen des Ofens - je nach Artikel und Auftrag der Ming - bis zu 15 Jahren.  


 

Vietnam erhebt älteren Anspruch

Da wir den Geschichtsschreibern und Forschern auf diesem Gebiet nicht vorgreifen möchten bzw. uns kein Urteil über den Wahrheitsgehalt aller Meldungen und archäologischen Funde erlauben, möchten wir Ihnen hier dennoch von dem berichten, was wir in Vietnam gefunden haben. Im Nationalmuseum von Hanoi werden keramische Funde gezeigt, die angeblich auf das Jahr 3.000 vor Christi zurückgehen sollen.

Bei den aus der Provinz Cac Loai Chong stammenden Funde handelt es sich um ein tellerähnliches Flachteil und eine Schale für flüssige Speisen. Ebenfalls zeigt man dort Bilder einer Ausgrabung eines Brennofens, der noch älter sein soll als der Dragon Kiln von Foshan. Wir bemühen uns um spätere Nachlieferung konkreter Fakten... :-)

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