Deutsche Technik

Hier sehen Sie ein Beispiel deutscher Technik anhand isostatischer Pressen

 

Deutsche Technik

"Made in Germanyist ein Begriff für Qualität und "Know-how"; dies gilt natürlich auch für die Porzellanindustrie. Noch bis Ende der 80er Jahre waren die Produktionsstraßen und Fertigungsroboter großer Markenhersteller wohlgehütete Geheimnisse, kaum ein Besucher durfte in diese Abläufe Einsicht nehmen. Aufgrund der räumlichen Nähe und der strukturschwachen Zone der fränkischen Porzellanregion lagen die Inhaberstrukturen von Porzellanherstellern und Maschinenbauern oft sehr eng beieinander. Nicht selten, dass diese unterschiedlichen Industriezweige in den Händen einer Familie lagen. So hat man seit der Nachkriegszeit die Produktionstechniken von Porzellan in enger und intimer Gemeinschaft weiterentwickelt und einen weltweit führenden technischen Status erlangt.

Aus vielerlei Gründen brachen diese Inhaberstrukturen seit den 90ern auseinander. Die großen "Porzellanherrscher" starben aus und hinterließen oft zu viele Erben und Mitesser. Andere wurden zu Aktiengesellschaften umstrukturiert, und nicht zuletzt zeigte auch der Preisverfall seine Spuren.  

Mit dem mangelndem Absatz von Porzellan selbst ging man dazu über, auch das eigene "Know-how" gewinnbringend zu exportieren. Am Anfang geschah dies oft mit dem Hintergrund, selbst in Drittländern Ware mit einem deutschen Bodenstempel fremdfertigen zu lassen. Doch so verkaufte die deutsche Porzellanindustrie ihr Tafelsilber. So wurde beispielweise die erste vollautomatische Porzellanfabrik (Demowerk) aus Schönwald (heute bhs-tabletop AG) Mitte der 90er Jahre quasi vollständig demontiert und in Thailand als Royal Porcelain wieder aufgebaut.

Der gesamte Maschinenpark der einstigen Porzellanfabrik Mitterteich steht heute in Ägypten und fertigt dort "German-Egypt Porcelain". Der Markenname "Mitterteich" ging in die Türkei und steht heute für Kütahya Porselen. Fertigungsanlagen für Porzellan von Dorst, Netsch, Zeidler, Bauer & Co. fertigen heute nach deutschem Standard in fast allen Porzellan herstellenden Ländern. Die Qualitätsbezeichnung "German Porcelain" wandelte sich in den Begriff "German Technology". 

Seit 2002 werden diese in Deutschland entwickelten und über viele Jahrzehnte gereiften Technologien weltweit vertrieben. Dieser Ausverkauf des Know-how trägt einen wesentlichen Anteil am Niedergang der deutschen PorzellanindustrieEs sind nicht die Importe "aus dem billigen China" - wie es vielfach heißt, die diesen einst stolzen Industriezweig vernichtet haben! Es sind die deutschen Maschinen und Öfen, die heute zu Hunderten in Polen, Rumänien, der Tchechei, Türkei, Indien, Bangladesch, Vietnam, Indonesien, Russland, Portugal u.v.a. Ländern stehen und vollkommen gleichwertiges Porzellan ohne Markenanspruch zu wesentlich günstigeren Preisen herstellen.

Der Zauberlehrling von Johann Wolfgang von Goethe beschreibt es mit den Worten: "Wehret den Geistern, die ich rief".

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