Art der Herstellung

Fabrik- oder Manufakturware - diese Bezeichnungen werden gerade bei Porzellan sehr unterschiedlich gebraucht und stehen meist in einem krassen Widerspruch zur korrekten Definition. Schlägt man bei Wikipedia den Begriff "Manufaktur" nach, erhält man andere, als die aktuell weitläufig in der deutschen Sprache angewendeten Unterscheidungsmerkmale. Wir erklären die Unterschiede aus unserer Sicht.


Das Bild einer Manufaktur von Wikipedia

"... Eine Manufaktur (von lateinisch manus „Hand“, und facere „erbauen, tun, machen, herstellen“) ist eine Produktionsstätte von Handwerkern verschiedener Professionen bzw. hochspezialisierter Teilarbeiter eines Handwerks, deren unterschiedliche Arbeitsvorgänge die Fertigung eines gemeinsamen Endprodukts zum Ziel haben. In der europäischen Wirtschaftsgeschichte lösten sie das mittelalterliche Handwerk ab und wurden im Rahmen der Industrialisierung selbst von den Fabriken verdrängt. Von letzteren unterscheiden sich die Manufakturen durch eine geringfügigere maschinelle Ausrüstung und die überwiegende Arbeit mit der Hand, obgleich die Begriffsgrenzen fließend sein können. Manufakturen entstanden in Europa vor allem in der Frühen Neuzeit sowohl aus privater als auch staatlicher Initiative...."

 

(Bild: Traditionelles Gießen von Hohlware 2004, links: Knud Holst)


Das Bild einer Manufaktur des Porzelliner

Bis in die späten 1980er Jahre wurden Porzellangeschirre und Exponate nahezu vollständig von Hand gefertigt. Auf unserer Seite "Berufe der Porzellanherstellung" haben wir die 41 wichtigsten Handwerksberufe der Porzellanherstellung aufgeführt. Noch 1979 veröffentlichte der Bundesverband der Keramischen Industrie in Selb einen Beileger zur Ware für seine Mitgliedsbetriebe:

"... Hundert Hände sind notwendig, um ein Porzellanstücke anzufertigen. Im Feuer mit mehr als 1400 Grad Temperatur wird Porzellan mehrmals gebrannt. Die Rohstoffe sind Stein und Erde. Hände sind aber keine Maschinen — und aus Händen, Feuer und Erde können niemals vollständig gleiche Gebilde hervorgehen….“

(Bild: Hoechste Porzellanmanufaktur, Anfertigung des Hessischen Löwen 2018)

Jedoch hat sich die Mehrheit der Porzellanhersteller nicht selbst als Manufaktur bezeichnet. Selbst Rosenthal Porzellan, Waldendorfer, Hutschenreuther oder Arzberg haben zu ihren Blütezeiten niemals diese Bezeichnung gewählt und den Begriff der Manufaktur den künstlerischen Werkstätten wie Goebel Porzellan, Meissen Porzellan, Hoechster Porzellan, Augarten, Herend, KPM u.a. königlich subventionierten Edelmarken überlassen. Ob dies dem Respekt vor diesen Edelschmieden geschuldet war oder dem Ansinnen, gegenüber den Verbrauchern "bezahlbares und gutes Porzellan" herzustellen, darf vermutet werden.


Holst Porzellan/Germany Fabrik oder Manufaktur?

Weder noch! Die Herstellungsart unserer Ware bezeichnen wir an jedem unserer Artikel mit "traditionell" oder "industriell", da sich eine Herleitung "Fabrik" oder "Manufaktur" aus unserer Sicht nicht ableiten lässt. Selbst eine hochtechnisierte Fabrik wie z.B. Kahla Porzellan verfügt nach wie vor über einige Produkte, die sich nur durch Handarbeit, also "a la Manufaktur“ (nach Wikipedia) herstellen lassen.

 (Bild: Industrielle Fertigung von Porzellan-Tellern)

Abgesehen davon betrachten wir uns ebenfalls als Porzelliner und überlassen die Bezeichnung "Manufaktur" dem Kreis der Hersteller, die für ihre sogenannten "Kunstwerke" den zehn- bis dreißigfachen Preis erhalten, als unser Porzellangeschirr für den "Normalo". Wir erachten es als ehrlicher, unsere Produkte mit einer dezidierten Unterscheidung in traditioneller oder industrieller Herstellungsart auszuschreiben.


Das große Leid des Manufakturporzellan 

Mit der Manufakturware ist es ein wenig so wie mit einem Bienenstock: Jeder schätzt ihre Arbeit, aber keiner möchte ihn haben! Der Handarbeit einer hochwertigen Manufakturarbeit obliegt der künstlerische Unterschied eines Stücks zum anderen. Aber Unterschiede von Geschirrteilen, insbesondere in der Form, Farbe, im Durchmesser oder auch in der Höhe mag der Verbraucher ganz und gar nicht. Teller in einem Stapel sollen möglichst einen mit dem Lot gerichteten Turm ergeben, Henkel und Schnaupen gleich groß, gleich lang und völlig gleich geformt.   

 

 (Bild: Isostatisch - industriell gepresste Flachteile)

Anders ausgedrückt: Die Mehrheit der Verbraucher schätzen zwar den Begriff "Manufaktur" als hochwertige (und meist teurere) Ursprungsbezeichnung, empfinden aber die naturgegebenen, handwerklichen Unterschiede in der Ware als mangelhafte Qualität. Als Hersteller von anspruchsvollem Gebrauchsporzellan definieren wir deshalb die Qualität von Porzellan so: 

 

Die wahre Qualität des Porzellans besteht nicht in einer von Hand sortierten Selektion
von Geschirrteilen vollkommen makelloser Oberflächen,
sondern in den einzigartigen Funktions- und Gebrauchseigenschaften,
die sich nur aus der Kombination von Kaolin, Quarz und Feldspat ab einer Temperatur oberhalb von 1.320 °C ergeben.
Nur so kann sich aus diesen Mineralien das Nadelmullit bilden,
das dem Porzellan seine einzigartigen Eigenschaften verleiht.

 

 


 

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