bhs-tabletop 2021

In kurzen Worten beschreibt Tafelstern-Porzellan das Ende ihres langen, steinigen Weges, der über viele Jahrzehnte geprägt war von Fehlentscheidungen und Willkür der Vorstände:

"... die Marke TAFELSTERN wird zum 28.02.2021 eingestellt und die Website abgeschaltet. Die Kollektionen Delight, Eatery, Coffee Tasting, Contour, Temptaste, Scandic, Essentials uns Showpieces finden Sie zukünftig bei der Marke SCHÖNWALD. Bei der Marke BAUSCHER finden die Kollektionen Create, Avantgarde, Coffeelings, Marie Christine, Relation Today, Solutions eine neue Heimat..."


Kurzer Rückblick

1814 legte Carolus Magnus Hutschenreuther als Sohn des Heinrich Hutschenreuther (Wallendorfer Porzellanmanufaktur) den Grundstein des Unternehmens. Von da an wuchs und wuchs das Familienunternehmen unaufhörlich und reifte zum größten und bedeutendsten Porzellanimperiums in der deutschen Geschichte. 1970 übernahm Roland Dorschner die Unternehmensleitung und führte die verschiedenen Unternehmensbereiche und Standorte in der Hutschenreuther AG zusammen. Mit der Übernahme der Mehrheitsanteile durch die WMF-AG und die Deutsche Bank wurde die Löwenmarke zum Spielball der Aktionäre und Vorstände. Betriebsintern sprach man nicht mehr von Vorständen, sondern von Thronfolgern. 

Die Aktienpakete wanderten von Investor zu Investor und prägten jeweils immer wieder neue Unternehmens- und Vertriebskonzepte. 1989 wurde Wolfgang Schuppli über verdeckte Schachtelkäufe Mehrheitsaktionär und prägte eine neue Vision für Hutschenreuther.  

Dorschner nahm sich im August 1990 das Leben und versagte der neuen Führungsriege ausdrücklich die Teilnahme an seinem Begräbnis. Kronprinz Enzensperger ruinierte mit neuen Vertriebskonzepten über die Gebietsvertreter der WMF die über Jahrzehnte aufgebauten Partnerschaften mit dem Handel. Als Ersatz befahl er 1992 Edwin Kreuzer zum neuen Markenchef von Schönwald Porzellan, die Allianzen mit dem Handel unter Schönwald fortzuführen. Bis dahin tätigte die Hutschenreuther AG mit Bauscher Porzellan, Schönwald und der Löwenmarke zwei Drittel des deutschen Gastronomieumsatzes. 

1995 übernahm Rolf Allmendinger - amtierender Vorstandsvorsitzender der WMF AG - den Vorsitz im Aufsichtsrat der Hutschenreuther AG und setzte die Geschäftsinteressen der WMF-AG brachial um. 1998 erfolgte die Zerschlagung der Marke Hutschenreuther in Hutschenreuther-Haushalt und Hutschenreuther-Hotel. Die Haushaltssparte wurde an die Winterling AG verkauft und fortan trennten sich Haushalts- und Hotelporzellan. Die bhs-tabletop AG war geboren. 

Blöd nur, dass die damaligen Vorstände das Kleingedruckte in den Verträgen nicht gelesen haben. Die Markenrechte mit dem Namen Hutschenreuther und der Bildmarke des Löwenporzellan waren der bhs-Tabletop AG nämlich nur bis 2006 gestattet. Danach hielt ab 2007 Hutschenreuther-Haushalt, also Waterford Wedgewood (Rosenthal Porzellan) die alleinigen Markenrechte an Hutschenreuther.

2007 musste bhs-tabletop deshalb die Marke Hutschenreuther Hotel in Tafelstern Porzellan umbenennen. Es folgte wieder ein Strategiewechsel. Viele Kunden, internationale Hotelketten und exklusive Restaurants, die sich mit der Marke Hutschenreuther bewußt nach oben absetzen wollten, waren vor den Kopf gestoßen. Mit Ansage aller Branchen-Insider hat es die Marke Tafelstern nie geschafft, die knapp 200 Jahre alte Löwenmarke zu ersetzen. Eine schwerwiegende und sehr kostspielige Fehlentscheidung der Vorstände und Aufsichtsräte.


Paradoxon 2021

Zum 31.12.2020 hat die bhs-tabletop AG ihre vertriebliche Trennung der Marken Bauscher und Schönwald aufgegeben. Natürlich wusste der Handel, dass beide Marken zu einem Konzern gehören, hat sich aber durch eine strenge Markentrennung (Messen, Kataloge, Außendienst) an diese zweiseitige Einseitigkeit gewöhnt und diese auch nach außen in die Kundschaft übertragen. 

Nun wird vielerorts aus Freund ein Feind und umgekehrt. Durch die Zusammenlegung des Vertriebes in eine Hand verkauft nun der Bauscher-Repräsentant auch Schönwald Porzellan; umgekehrt aber nicht, denn man trennte sich vom gesamten Schönwald-Außendienst und dieser sucht nun voraussichtlich neue Hersteller für die Warengruppe Porzellan. Man darf gespannt sein, was sich nach der Corona-Krise da noch so alles entwickeln wird.

Neu ist auch, dass bhs mit der Marke Playground ein "Made in Germany" abtrünniger Weg beschritten wird. Der Branchenprimus bhs-tabletop, der noch 2012 im Antidumpingverfahren AD586 alle Porzellan-importierenden Firmen als "Schädiger des Wirtschaftszweiges" bezeichnet hat, hat eine neue Philosophie: 

"...Hinter PLAYGROUND steht ein Team von Spürnasen, welche das PLAYGROUND Arsenal ständig weiter entwickeln. Nicht im stillen Kämmerlein, sondern durch Reisen um die Welt..."

Gut - den Weg vom Hersteller (bzw. dessen Vertriebsorgan) zur Handelsmarke haben u.a. auch wir von Holst Porzellan 1998 hinter uns, daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Wäre da nicht das eklatante Beharren auf "Made in Germany" und der "Brandbrief" der bhs-tabletop AG an den Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder vom 23.03.2020.

"... Unser Porzellan der Marken Schönwald, Bauscher und Tafelstern findet sich im bayerischen Finanzministerium... und sind stolz auf unser Qualitätsversprechen „Made in Bavaria....Wir trotzen seit Jahrzehnten globalen Wettbewerbern in Fernost, die aufgrund anderer Lohnstrukturen viel günstiger produzieren können. Wir dagegen sind tarifgebunden, verfügen über höchste Umwelt- und Qualitätsstandards und investierten konsequent in die Standorte Oberfranken und Oberpfalz. 

Also wenn das nicht die Bezeichnung Paradoxon verdient hat, was dann?


Unternehmerische Ziele  

Angesichts der bewegten Geschichte des Konzerns könnte man durchaus feststellen, dass die Aussagen der Vorstände vielfach nicht dem Wort eines Kaufmannes entsprachen, sondern sich lediglich auf deren legislative Amtszeiten bezogen. Der heutige Hauptaktionär, die Serafin-Gruppe aus München, generierte ihr Kapital aus dem Verkauf des eigenen Unternehmens, das 150 Jahre den Familienbesitz darstellte. Wer also sein eigenes Unternehmen verkauft und mit den daraus erzielten Finanzmitteln quer durch die Wirtschaft Unternehmenskäufe tätigt, signalisiert nicht unbedingt das Interesse an einem langfristigen Bestand von Unternehmen und Arbeitsplätzen.

Wer sich von seinem über Jahrzehnte gewachsenen Vertrieb von einem Tag auf den anderen trennt und bisher operativ konkurrierende Marken zusammenlegt, dokumentiert zwar die Fähigkeit zum Wandel, aber auch die Rücksichtslosigkeit gegenüber bisherigen Partnern und Fahnenträgern.   

Wer Kredite in Millionenhöhe für den Erhalt deutscher Arbeitsplätze erfleht, gleichzeitig aber eine Handelsmarke aufbaut, für den ist Ehrlichkeit eine Auslegungssache. 


Der Mittelstand braucht den Mittelstand

Zu dieser Erkenntnis bekennen wir uns von Holst Porzellan seit 1998. Corona wird den Gesamtbedarf an Hotel- und Gastronomiegeschirr für die kommenden zwei bis fünf Jahre massiv verringern. Nahezu jedes Unternehmen der HoReCa Zulieferbranche rund um den gedeckten Tisch wird Absatzpotenz verlieren. 

Das bisschen, das uns allen bleibt sollten wir in eine gute, ehrliche und langfrstige Zusammenarbeit investieren. 

Für eine Partnerschaft mit dem mittelständischen Handel stehen wir mit unserem Namen und unserem Wort! 

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