Aufbereitung

Schon das reine Verstehen der Zutaten bzw. Rohstoffe des Porzellans erfordert ausgiebige Kenntnisse in Chemie und Physik. Das Schaubild oben zeigt die Rohstoffkomposition von 18 Inhaltsstoffen für hochgebranntes Hartporzellan. Eine andere Fabrik, ebenfalls für Hartporzellan, definiert ihre Komposition wie folgt: "23 Rohstoffe wie Raw Quartz, Cal. China Clay / Premium, Aluminiumoxide, Feldspat, P.S Talc, Calcium Carbonate, Calcine Quartz, China Clay / Premium, Zinc Oxide, Dolomite, China Clay K-85, Sodium Carbonate, Ball Clay Bo-52, China Clay /OKA-G, China Clay T-95, Ball Clay / TA, China Clay K-90, China Clay - KAK - 600, Ball Clay / TM, China Clay K-07, China Clay CF - 08, Ball Stone (60-80)mm und Ball Stone (40-60)mm werden zu unserer Produktionsmasse gemischt."

Letztlich ist die Komposition und die Zusammensetzung der Rohstoffe - ähnlich wie bei den Brauereien - eine geheime und wohlgehütete Rezeptur mit dem Begehren, besser oder günstiger zu sein als der Wettbewerb. Mit dem Porzellan ist es ähnlich wie mit dem Bier... jeder weiß, dass der beliebte Saft aus Gerste, Hopfen, Malz und Wasser gemacht wird, und doch schmeckt jede Biersorte anders. Ebenso ist es beim Porzellan! Das Geheimnis liegt in der Rezeptur und in der Aufbereitung der Stoffe. Nur in China ist das anders, denn dort besitzen die staatlichen Fabriken das Rohstoffmonopol. Nur wenige Hersteller in China verfügen über die Freiheit und das Können, eigene Rohstoffmixturen zu entwickeln und zu pflegen. Bei der Sicherstellung einheitlicher Qualitätsstandards ist die "Rohstoffpflege" ein erheblicher Faktor, denn schon geringe Unterschiede nehmen Einfluss auf die Härte des Porzellans, auf die physische Stabilität und auf das Gelingen der Formgebung.

 


 

Quellen der Rohstoffbeschaffung

China ist nicht nur eines der größten Länder der Erde, es verfügt auch über die größten Kaolinvorkommen weltweit. Noch (Stand 2019)! Denn der Kaolinverbrauch in China und der Export von Kaolin (China Clay) war zwischen 2003 und 2018 so hoch wie im gesamten vergangenen Jahrhundert nicht. Wer sich selbst auf den Weg macht, Rohstoffe für die Porzellanherstellung zu beschaffen, kommt um folgende Länder kaum herum:

  • Herstellerland für Gas
  • China (Kaolin/div. China Clays)
  • oder Iran
  • oder Ägypten
  • Neuseeland (Premium Cal. Clay)
  • Indien (Quarz)
  • Japan (Zink & div. Carbonate)
  • Bhutan (Dolomite)
  • Deutschland (Feldspat, Kaolin, Ton, Alumina, OKA-G)
  • Frankreich (Ball Stones, Glasurmischungen)

 

Da der Transport dieser Rohstoffe aus den Minen dieser Welt nur LKW-weise oder mittels voller Schiffsladungen erfolgen kann, ist der Rückschluss, ab welcher Betriebsgröße ein Hersteller seine eigenen Rezepturen mischen kann, relativ einfach. Schnell ergeben sich dann Rohstofflager in der Größe mehrerer Fussballfeldern mit Reichweiten von 3 bis 5 Monaten. In China besteht dabei eben die Besonderheit, dass Rohstoffhersteller diese Aufgabe für eine Reihe von Fabriken der Region übernehmen, die dann jeweils die fertig gemischten Rohstoffe beziehen. Was die Kosten betrifft, hat dies viele Vorteile und dient gleichermaßen dem Gedanken des "Outsourcing".

Der wesentliche Nachteil: Bleiben aufgrund von Fehlern in der Rohstoffaufbereitung minimale Rückstände (z.B. Eisenerze) zurück, verbreiten sich Mängel wie "Eisenflecke im Porzellan" wie eine Epidemie gleich über eine ganze Vielzahl von Fabriken.

 


 

Arten der Rohstoffbeschaffung

Dem Grunde nach gibt es nur drei Arten der Rohstoffbeschaffung:

  • Eigenbezug mit vollständiger eigener Aufbereitung
  • Teilbezug von gemischten und ungemischten Komponenten
  • Readymix als Bezug komplett fertiger Rohstoffmassen

 


 

Rohstoffaufbereitung in Massenmühlen

 

Die irdenen Stoffe haben leider auch unerwünschte Substanzen inne, in die komplizierten Verfahren von der Produktionsmasse getrennt werden müssen. Eisenoxyd beispielsweise kann man nur auf elektromagnetischem Wege aus der Masse herausziehen. Dazu muss die Masse zunächst pulverisiert werden, die dann über Magnetsiebe oder Magnetbänder laufen, die dem Pulver das Oxyd entziehen.  Dieses Schaubild zeigt die Aufbereitung der Rohstoffe (Porzellanmassen) in großen Trommelmühlen. Hier werden die verschiedenen Bestandteile zur Produktionsmasse zusammen gemischt. Nahezu jede Fabrik hat bei der Rohstoffaufbereitung andere Methoden und Abläufe und hütet diese Geheimnisse streng.

Unter Beigabe von "Ball Stones" werden in gefühlt endlosen Verfahren, mit unterschiedlichen Sieben und Rastern gemahlen, gesiebt, gemahlen und nochmals gesiebt. Je nach Anlage und Größe der Aufbereitung wird dann der Mix in riesige Becken abgeleitet und dort zu einem Brei vermengt. Das Volumen einer Großanlage in China (Bild oben) hat etwa 50.000 Liter Fassungsvermögen und die Ausmaße eines großzügigen Swimmingpools.

 

Aus diesen Becken - in kleineren Fabriken Silos - wird die Masse abgelassen und für die verschiedenen Herstellungsverfahren aufbereitet.

  • Feste Massen (für das Pressen, Rollen und Drehen von Porzellan)
  • Flüssige Massen (für das Druckpressen, Gießen und Garnieren von Porzellan)
  • Trockengranulat (für das Hochdruck-/-isostatische Pressen)

 

Die sorgfältig miteinander vermischten Stoffe gelangen als Schlicker in Vorratsbassins; nach weiterem Feuchtigkeitsentzug mittels Filter- oder Vakuumpressen wird die Masse anschließend zu flachen "Kuchen" geformt und in Tongewölben oder Massekellern einem längeren Sumpfungs- und Gärungsprozess unterworfen ("Mauken"), der die Bildsamkeit fördert. Die Konsistenz der Rohstoffe und vor allem deren unerwünschten Inhaltsstoffe (Mineralien und Eisenerze) entscheiden über den Reinheitsgrad des fertigen Porzellans. Entgegen den Europäischen Rohstoffen enthalten die Asiatischen Massen kaum Erzanteile. Diese metallhaltigen Spurenelemente sind verantwortlich für die "bösen braunen und schwarzen Flecken" im Porzellan.

 


 

Feste Massen

 

 

Nun sind die verschiedenen Rohstoffe gereinigt, gespült und gesiebt und liegen in der gewünschten Reinheit vor. Einige "streng geheime" Additive können nun beigemischt werden, die am Ende die Eigenschaften des fertigen Produktes stark unterscheiden werden; Talk, Silicium, Soda und viele andere Stoffe übernehmen bei der Porzellanherstellung wichtige Funktionen. In einem Detail sind sich jedoch alle einig: Am Ende werden die verschiedenen Stoffe wiederum verflüssigt und gemischt um  dann für die verschiedenen Produktionsarten vorbereitet zu werden.

 


 

Der Schlicker (flüssige Masse)


Das Granulat

Mit fortschreitender Technisierung haben sich seit Ende der 80er Jahre auch die Produktionsarten von Porzellan weiterentwickelt. Zur Herstellung von Flachteilen (meist Teller) bedient man sich heute mehr und mehr der isostatischer Pressen, die ein trockenes, pulverisiertes Granulat unter einem unvorstellbaren Druck zu einem Porzellanartikel zusammenpresst. Solche Maschinen sind zum einen sehr teuer und zum anderen kostet der Rohstoff meist mehr als Doppelte; dafür haben aber die Hersteller weniger Ausschuss bei der Produktion.

Stand 2007 gibt es jedoch nur wenige Anbieter dieses Fertigungsstoffes; der beherrschende Marktführer für das Granulat der Porzellanherstellung heißt Imerys. Diese weltweit operierende Firmengruppe hat seit Anfang dieses Jahrhunderts nahezu eine Weltmonopolstellung. Eine Tonne Imerys Porzellangranulat kostet in Deutschland rund € 400,--, in der Türkei € 250,-- und in Ägypten bis zu € 500,--. Das erklärt, warum Teller der verschiedenen Länder bei fast gleicher Qualität so große Preisunterschiede haben. Auch hier gilt die Regel: Wer mehr braucht, zahlt weniger! 

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