Schneidspuren

Kratzer als Schneidspuren in keramischen Glasuren

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Schneidspuren in Porzellan, Keramik, Stoneware und anderen keramischen Scherben

Zur Gruppe der mechanischen Zerstörung zählen sichtbare Schneidspuren verursacht meist durch Messerklingen. Entgegen dem eher bekannten "Besteckabrieb" hat sich nicht das Besteck auf der harten Glasur des keramischen Körpers abgerieben, sondern das Besteck hat die Oberfläche der Glasur schlichtweg durchtrennt. Chromstahlklingen mit circa 3 bis 4 Mohs können die weichen keramischen Glasuren unter Einwirkung von Druck durchtrennen.

Die Härte von "echtem Hartporzellan" beträgt hingegen zwischen 5 und 7 Mohs und lässt sich nicht von dem weicheren Chromstahl oder Chromnickelstahl (3 bis 4 Mohs) "ritzen" - wie es in der Fachsprache genannt wird.


 

Ist Porzellan 100% schnittfest? 

Bevor Sie diesem Beitrag aus der Rubrik "Fehler & Merkmale" folgen, ist es ratsam sich in die Definition von Schnittfestigkeit einzulesen.

Die Antwort auf die Frage lautet "Nein"! Porzellan ist zwar schneidresistent gegen Chromstahl 13/0 und Chromnickelstahl 18/0 und 18/10, kann aber von allen härteren Stoffen "geritzt" werden. So kann Porzellan Porzellan ritzen, vor allem wenn unglasierte Böden und Stellringe über die glatten Oberflächen eines Flachteils geschoben oder gezogen werden. Ferner ist es möglich, Porzellan auch mit gewöhnlichen Messerklingen zu ritzen! Vorausgesetzt auf dem Porzellan selbst oder auf den Klingen, meist in den kleinen Zähnen der Sägeklinge, haben sich Spülreste oder Ablagerungen des Wassers abgesetzt. Unser Wasser, gewonnen aus dem Grundwasser der jeweiligen Region, enthält eine Vielzahl von Mineralien wie Calciumcarbonat, Kalk, Quarz u.v.a. 

Regelrechte Magnete für die Ansammlung mineralischer Rückstände aus dem Spülwasser sind Wassertropfen und Fettrückstände auf dem Porzellan selbst. Aus einem solchen Mineralienbassin stammen dann die Kompositionen von Rückständen, die gleichhart oder härter sind als die Glasur des Porzellans. 

Seinen diese Rückstände noch so klein und unauffällig, in Verbindung mit mechanischem Druck können sie auf Porzellan deutlich sichtbare Glasurschäden verursachen. Lesen Sie dazu bitte unseren Beitrag Feststoffrückstände aus den Anwendungstipps.

Als anschauliches Beispiel für diese Wirkung nehmen wir gerne den Vergleich von Gummistiefel und Fliesenboden. Die saubere, weiche Gummisohle des Stiefels verursacht auf einer sauberen Bodenfliese allenfalls quietschende Geräusche, wenn man den Fuß hin- und herbewegt. Macht man die gleichen Drehungen schon mit minimalen Sandrückständen - ebenfalls mineralischem Ursprungs - unter der Sohle, dann zerkratzt die Fliese.


Schneidspuren auf farbigen Geschirren

Der keramische Scherben des Steinzeug oder Feinsteinzeug beinhaltet i.d.R. einen weißen, gelblichen oder bräunlichen Ton als formgebende Masse. Der Scherben des Porzellans enthält etwa 50% Kaolin, der durchsichtig, weiß erscheint. Beschädigt man also eine farbige Glasur, so durchdringt die Schneidspur, je nach Intensität, die farbige Glasurschicht und lässt die Scherbenfarbe erscheinen oder durchscheinen. Das führt dazu, dass alle Glasurbeschädigungen auf farbigen Geschirren dem Verbraucher meist viel schlimmer und extremer erscheinen als auf weißem Porzellan. Schneid- und Schleifspuren auf schwarzem, grauen oder dunkelblauen Farbglasuren wirken durch ihre extreme Farbbrechung auf der glänzenden Oberfläche nochmals weitaus störender als auf weißem Porzellan. 

Farbigen Geschirren, egal ob aus Porzellan oder Keramik obliegen immer höhere Risiken sichtbarer Glasurmakel als bei weißem (glasiertem) Porzellan!


Schneidspuren auf Mattglasuren

Mindestens seit dem Jahr 1368 (siehe Geschichte des Porzellan) versehen die Porzelliner ihre irdene Ware mit Glasuren, um den Scherben zu schützen und die Gebrauchseigenschaften der formgegebenen Waren zu verbessern. Wie es der Name schon sagt, besteht die Glasur von Porzellan aus einer Feldspat haltigen Glasmasse, die einen wesentlichen Anteil der Gebrauchseigenschaften sicherstellt. Lässt man diese Art der Glasur weg oder tauscht sie durch moderne Mattglasuren aus (die keine Glasuren sind), dann steigert dies die Verletzlichkeit des keramischen Gegenstandes extrem. Mattglasuen unterliegen also einem höheren Risiko von Gebrauchsspuren als glasierte Geschirre.


Verlust der Verwendungseignung

Stark verkratze Glasuren auf keramischen Geschirren (siehe Bild oben) führen nicht nur zu einem unschönen Aussehen, sondern i.d.R. auch zum Verlust ihrer Eigenschaft als Lebensmittelbedarfsgegenstand. Je nach Art von Scherben und Glasur können Inhaltsstoffe korrodieren bzw. oxidieren und es können sich Fremdstoffe aus Resten von Lebensmitteln in den Spalten und Ritzen absetzen.  

Bei Porzellan ist es anders. Durch den wesentlich dichteren, höher gebrannten Scherben und die Glasur sind Korrosion und die Aufnahme von Fremdstoffen nahezu unmöglich.


 

Irreführende Produktbezeichnungen 

Die im Bild oben gezeigte, geritzte Keramik wird/wurde von ihrem Hersteller als "Porzellan" bezeichnet und auch von den meisten der Handelspartner als Porzellan vertrieben. Frei nach dem Motto, was der Hersteller sagt, wird schon stimmen. Es gilt festzustellen, dass die Bezeichnung "Porzellan" international nicht genormt ist und durchaus unterschiedlichen Interpretationen unterliegt. Viele Hersteller bezeichnen ihre Keramik als Porzellan, weil der Biskuitbrand (Erstbrand) bei Temperaturen oberhalb von 1.300 °C erfolgt. Der Glattbrand (Glasurbrand) erfolgt jedoch in Temperaturbereichen, die nur zwischen 950 und 1.100 °C liegen. Damit ist der Glattbrand niedriger als der Erstbrand. Schon die unterschiedlichen Brenntemperaturen verdeutlichen, dass die Glasur weicher ist als der darunter liegende Scherben. Und genau darin besteht der Unterschied zu echtem Porzellan.

Nach der deutschen Porzellanlehre handelt es sich bei solchen keramischen Geschirren um Steingut! Für den gewerblichen Gebrauch ist Geschirr aus Steingut nur bedingt und kurzweilig geeignet.

 

 

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